Leipziger Insektenforscher erklärt: Darum scheint Nonnen-Leiche (†95) nicht zu verwesen
Leipzig - Wunder oder Wissenschaft? Das Phänomen der kaum verwesten Leiche der US-amerikanischen Nonne Wilhelmina Lancaster (†95) sorgt derzeit für Erstaunen und lockt sogar Pilger an. Das sagt der Leipziger Insektenforscher Marcus Schwarz dazu.
Der forensische Entomologe am Institut für Rechtsmedizin in Leipzig befasste sich auf seinem Instagram-Profil aktuell mit dem Fall um die seit vier Jahren tote und im Bundesstaat Missouri begrabene Frau, die nun umgebettet werden sollte.
"Das hat ganz einfache Gründe, warum sie noch so gut aussieht", eröffnet der Wissenschaftler und weist auf drei Punkte hin: Temperatur, Luftfeuchte und Bakteriengehalt.
Schwarz weiß: "Temperatur und Luftfeuchte sind in der Nähe von Kansas City positiv für die Entwicklung von Mumien, wie wir es hier sehen."
Und weiter: "Auf der anderen Seite ist es in Amerika gang und gäbe, dass Leichen vor der Bestattung einbalsamiert werden."
Dabei werden dem Experten nach Alkohol, Formaldehyd und Wachse in den Körper gespritzt und gegen Körperflüssigkeiten ausgetauscht. Die Folge: Den Bakterien fehle die Grundnahrung. "Das heißt, es hat so, wie es hier aussieht, überhaupt keine bakterielle Zersetzung stattgefunden", so Schwarz.
Zwar wurde Wilhelmina Lancaster ohne eine solche Einbalsamierung beigesetzt. Bei genauerer Betrachtung seien aber unter anderem Schimmelflecken im Gesicht der Nonne zu erkennen - der Zerfall beginne langsam.
Titelfoto: Montage: Twitter/Tyler Pearson; Instagram/marcus.schwarz.forensik