Ver.di kämpft um Leipzigs letztes Warenhaus: Galeria-Belegschaft sieht sich als Opfer
Leipzig - Die Gewerkschaft ver.di will gegen die Leipziger Schließungspläne des Handelskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof ankämpfen. Die Belegschaft des letzten Warenhauses der Stadt zeigt sich indes desillusioniert. An eine Rettung glaubt aufgrund der Immobilien-Konstellation niemand mehr.
Traurige Gesichter, verweinte Augen und immer wieder Kopfschütteln. Rund 24 Stunden nach der in einer Betriebsversammlung verkündeten Hammer-Botschaft der Schließung Ende Juni war es für die Verkäuferinnen und Verkäufer im Haus am Neumarkt verdammt schwer, wieder in den Alltag zu finden.
Auch dass der für den Handel zuständige ver.di-Landesbezirks-Chef Torsten Furgol am Dienstagmorgen verkündete, in einer Allianz mit Kommunal- und Landespolitikern um das Warenhaus und jeden der 160 Arbeitsplätze kämpfen zu wollen, hob die Laune nicht an.
"Das hat doch eh keinen Zweck, hier geht's doch nur um die Immobilie", sagte eine Verkäuferin aus der Sportabteilung.
Dass ausgerechnet der profitable, in einer Eins-a-Lage befindliche Galeria-Standort Leipzig schließen muss, liegt daran, dass das Gebäude längst an einen amerikanischen Immobilienmulti (RFR Holding) verkauft wurde und die Mietzahlungen vom angeschlagenen Handelskonzern nun als zu hoch eingeschätzt werden.
Vielzahl an Kollegen schon auf neuer Jobsuche
"Man hat wohl nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und sich durch einen Verkauf seiner Immobilien wieder in Abhängigkeit begeben.
Obwohl der Standort eigentlich solide dasteht, müssen wieder die Angestellten für Managementfehler haften", wetterte Leipzigs SPD-Fraktions-Chef Christopher Zenker und spielt auf die ähnlich abgelaufene Schließung des Karstadt-Warenhauses im Jahr 2018 an.
"Uns kann hier nur noch ein Prinz helfen, der auf einem weißen Pferd angeritten kommt", meinte eine Kassiererin sarkastisch.
Die meisten Kollegen würden sich schon jetzt nach einem neuen Job umschauen.
Titelfoto: privat