Nach fast 70 Jahren Pause: Sachsen starten in eine neue Flugzeugbau-Ära
Leipzig - Nach fast 70 Jahren sollen in Sachsen wieder Flugzeuge gebaut werden. Mit einem symbolischen Spatenstich starten am heutigen Dienstag am Leipziger Flughafen die Bauarbeiten für ein Werk der Deutschen Aircraft. Hier sollen Ende 2026 die ersten Turboprop-Flieger vom Typ D328 Eco vom Band rollen.
Im Jahr 2005 endete die Ära der im bayerischen Oberpfaffenhofen gebauten Dornier D 328.
Zwei Jahrzehnte später soll der Kurzstreckenflieger (33 Plätze), von dem weltweit noch etwa 180 Maschinen im Einsatz sind, einen Nachfolger bekommen - einen schadstoffreduzierten Turboprop "Made in Saxony".
In der Nähe der Leipziger Nordbahn entsteht dafür ein Produktionstrakt mit Endmontagelinie. Hier soll die D328 Eco aus angelieferten Einzelteilen zusammengebaut werden.
Am heutigen Dienstag wird Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) auf dem Baufeld den Spaten schwingen und die Arbeiten offiziell starten.
Werk soll Platz für 300 Mitarbeiter bieten
Der neue Flieger wird mit bis zu 43 Sitzplätzen ausgestattet sein und soll sowohl für Passagiere als auch für Transporte genutzt werden.
Laut Deutscher Aircraft soll es eines der modernsten und umweltfreundlichsten Regionalflugzeuge sein. Speziell entwickelte Propeller und Motoren vermindern den Kerosinverbrauch. Zudem soll die D328 Eco auch mit Bio-Kerosin angetrieben werden können.
Im Leipziger Werk sollen den Planungen zufolge einmal 300 Menschen arbeiten. Die Entwicklungsabteilung der D328 Eco verbleibt aber am Stammsitz der Deutschen Aircraft in Oberpfaffenhofen.
Das neue Werk stärke nicht nur die sächsische Luftfahrtindustrie, sondern gebe dem Freistaat die komplette Produktion von Flugzeugen zurück, erklärte Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD) gestern.
Die Deutsche Aircraft, die zum US-Luft- und Raumfahrtunternehmen Sierra Nevada Corporation gehört, investiert insgesamt 80 Millionen Euro in den Leipziger Standort. Der Freistaat beteiligt sich mit 6,5 Millionen Euro.
Ein "Wal" machte Dornier zur Legende
Der Name Dornier steht für deutsche Luftfahrtgeschichte. Eine Legende, die von dem ursprünglich in Diensten von Ferdinand Graf von Zeppelin stehenden Flugzeugkonstrukteur Claude Dornier (1884-1969) begründet wurde.
Dessen 1920 erschaffenes Flugboot "Wal" leitete eine neue Ära in der Luftfahrt ein. Dies war ein Hochdecker mit Bootsrumpf, den Stummelflügel stabilisierten und der von einem Tandemmotor mit Schub- und Zugpropeller angetrieben wurde. Mit dem Flug-Boots-Zwitter ließen sich nun auch Ozeane überqueren.
Der norwegische Polarforscher Roald Amundsen (1872-1928) unternahm 1925 mit zwei Dornier-Walen seine legendäre Nordpolexpedition - musste jedoch kurz vor dem Pol notlanden.
Das deutsche Fliegerass Wolfgang von Gronau (1893-1977) überquerte fünf Jahre später mit einem "Wal" erstmals den Nordatlantik (Sylt-New York) und umrundete 1932 mit dem Flugboot die Welt.
Titelfoto: Montage: Jan Woitas/dpa + Deutsche Aircraft