Grundstücks-Monopoly: Eutritzscher Freiladebahnhof beschert Stadtrat Bauchschmerzen
Leipzig - Seit Jahren wandert die Fläche des ehemaligen Eutritzscher Freiladebahnhofs in Leipzig von einer Investoren-Hand zur nächsten. Dem "Grundstücks-Monopoly" hat die MDR-Umschau nun einen eigenen Beitrag gewidmet.
Auf dem 25 Hektar großen Grundstück sollen rund 2100 Wohnungen, eine Schule, Kindergärten und mehrere Geschäfte entstehen - so lautet zumindest der Plan, der seit inzwischen fünf Jahren in Leipzig auf unterschiedlichen Ebenen diskutiert wird.
Die Realität sieht anders aus: Bisher liegt die Fläche brach, gebaut wurde noch nichts. Stattdessen dreht sich die "irre Preis-Spirale", wie es im MDR-Beitrag ausgedrückt wird.
"Wir haben mittlerweile eine Verzehnfachung des ursprünglichen Verkaufspreises - ohne dass irgendwas passiert ist", kritisierte Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg.
Das aufwendige Vorhaben begann, als die CG Group das Grundstück im Jahr 2016 für rund 20 Millionen Euro von der Deutschen Bahn kaufte.
Bis zum Jahr 2019 erfolgten lediglich Abrissarbeiten, dann stieg die Imfarr Group ein und kaufte das ehemalige Bahnhofs-Gelände für knackige 160 Millionen Euro.
Doch damit nicht genug: Wie der MDR offenlegte, erfolgte im Sommer diesen Jahres der nächste Weiterverkauf! Demnach soll die Gateway Real Estate GmbH das Grundstück für sage und schreibe 210 Millionen Euro übernommen haben.
Besonders heikel: Noch im November 2020 hatte Nematollah Farrokhnia, der Imfarr Group-Senior Chef, versichert, das Projekt "bis zum Ende durchsehen zu wollen". Die LINKE-Fraktion im Stadtrat hatte dem Unternehmen damals nämlich vorgeworfen, sich nur am Bauvorhaben beteiligt zu haben, um es dann wieder gewinnbringend verkaufen zu können. Diese Spekulation hat sich nun wohl bewahrheitet.
Wie teuer wird Wohnraum im neuen Quartier?
"Grundstücks-Monopoly" mit rasant steigenden Preisen wie im Fall des Eutritzscher Freiladebahnhofs ist laut Markt-Analyst André Adami keineswegs ungewöhnlich.
Jeder Fortschritt in der Realisierung eines Bauplans würde automatisch zur Erhöhung des Wertes und Verkaufspreises führen.
Vor allem die zu erwartenden Mietpreise im neuen Leipziger Stadtteil bereiten der Stadtverwaltung momentan Sorgen. 30 Prozent des geplanten Wohnraums soll aus Sozialwohnungen bestehen, für die restlichen Häuser werden himmelhohe Mietpreise prognostiziert.
Die Durchschnittsmiete (kalt) liegt in der Messestadt aktuell bei 7,20 Euro pro Quadratmeter, alles "über 10 Euro" sei laut LINKE-Stadträtin Franziska Riekewald verhältnismäßig teuer.
Zum erwarteten Mietpreis wollten sich die Investoren auf MDR-Anfrage noch nicht äußern, Ende vergangenen Jahres war vonseiten der Imfarr Group zwischenzeitlich aber von bis zu "14 Euro pro Quadratmeter" die Rede gewesen.
Für den Stadtrat eine erschreckende Vorstellung: "Normal verdienende Leipziger werden sich im neuen Stadtquartier keine Wohnungen mehr leisten können", so Franziska Riekewalds düstere Prognose. "Ich seh das wirklich auch mit Bauchschmerzen".
Im MDR-Beitrag wird ein wichtiger Leitsatz hervorgehoben: Wohnraum sollte kein Spekulationsobjekt sein. Mieten müssen bezahlbar bleiben. Ob das im zukünftigen Eutritzscher Freiladebahnhof-Quartier so sein wird, bleibt abzuwarten.
Titelfoto: Screenshot MDR-Mediathek