Erstmal nur als Test: Freistaat fördert das Reparieren und Flicken
Leipzig - Reparieren statt wegwerfen! Wer statt neu zu kaufen seinen Fernseher, die alte Küchenmaschine oder seine Lieblingsschuhe von einem Fachmann wieder fit machen lässt, kann vom Freistaat mit einem Reparatur-Zuschuss rechnen. Ein Pilotprojekt startete Anfang der Woche in Leipzig - leider äußerst halbherzig.
Rund 3000 Tonnen Elektroschrott landen jährlich allein auf den Wertstoffhöfen der Stadtreinigung Leipzig im Müll. Dabei hätte sich bei vielen Geräten mit einer kleinen Investition die Lebensdauer erheblich verlängern lassen. Doch oft ist die Reparatur kaum günstiger als ein Neukauf.
Das Umweltministerium schob jetzt den Leipziger Reparaturbonus an. Bürger erhalten in acht teilnehmenden Handwerksbetrieben 50 Prozent Rabatt auf die Reparaturleistung - bis 100 Euro bei Elektro oder Handy, bis 50 Euro bei Textil/Leder oder Fahrrad.
Einzige Bedingung ist, dass man einen kurzen Fragebogen des Landesumweltamtes ausfüllt. Minister Wolfram Günther (48/Grüne): "Die Erkenntnisse wollen wir nutzen, um Optionen für einen sächsischen Reparaturbonus zu prüfen."
Geschäftsführer: "Ab Montag muss ich die Annahme erst mal stoppen"
Die Testphase soll bis zum 31. August dauern. Doch das knauserige Budget von gerade einmal 10.000 Euro wird bereits in den nächsten Tagen aufgebraucht sein. Denn die Leipziger machen von dem Angebot reichlich gebrauch, rennen den Reparaturfirmen fast die Türen ein.
Savo Pavlovic von LE-Schuhstar: "Besonders Sneaker und Stiefel werden gebracht. Das ist auch eine Werbung für das örtliche Handwerk." Bei HSC HomeElektronik kamen Fernseher, Kaffeemaschinen und PCs an. Geschäftsführer Jens Rennefahrt: "Ab Montag muss ich die Annahme erst mal stoppen, unser Budget scheint überzeichnet."
Den Reparaturbonus hatte der Landtagsabgeordnete Franz Sodann (48/Linke) bereits im Vorjahr gefordert - für ganz Sachsen: "So ein Modellprojekt hat immer das Geschmäckle, dass die Regierung Aktivität vortäuscht und dann doch nichts tut."
Die Idee kommt eigentlich aus Thüringen. Dort war man 2021 mit 450.000 Euro gestartet, die wegen der hohen Nachfrage schnell aufgestockt wurden. In diesem Jahr wurde das Angebot noch erweitert. Ein Fünftel dortiger Reparaturen entfallen auf Handys - besonders erneuerte Displays vermeiden Elektroschrott.
Titelfoto: Ralf Seegers