Leipzig - Tocotronic sind wieder da! Mit "Golden Years" bringen die Hamburger Indie-Rocker am Freitag ihr bereits 14. Album raus, gehen im März auf gleichnamige Tour. Erste Station: Leipzig. Sänger und Gitarrist Dirk von Lowtzow (53) verriet, warum die Wahl auf die Messestadt fiel - und warum sie dazu raten, Rechtsextremisten mit einem Kuss auf den Mund zu bekämpfen.
"Ich freue mich ganz besonders, dass wir in Leipzig anfangen", erklärte der Frontmann des Trios im Gespräch mit TAG24. "Das ist eine unserer Lieblingsstädte und der Felsenkeller ist ein toller Ort. Das fühlt sich für uns sehr vertraut und familiär an."
Seit ihrer Gründung 1993 hat die Band bereits zahlreiche Shows in der Messestadt gespielt. Dirk erwähnt Konzerte im legendären Conne Island und im Felsenkeller, wo sie nun am 19. März erneut auftreten. Selbst im beschaulichen Ilses Erika habe er bereits auf der Bühne gestanden.
Ein Ort scheint ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben zu sein. "Wir haben zwei sehr schöne Konzerte auf der Parkbühne GeyserHaus gespielt, das ist für mich auch ein ganz verzauberter Ort. Wenn es dunkel wird in diesem Park, hat man das Gefühl, das ist fast ein bisschen verwunschen."
Neben Berlin sei Leipzig für den Sänger und Gitarristen die Stadt mit den interessantesten Konzertlocations. "Das ist fast schon eine Utopie, was es da für Orte gibt. Ich hoffe sehr, dass das erhalten bleibt. Denn wir wissen ja, dass der Rechtsruck gerade subkulturelle, linke und selbstverwaltete Kulturstätten unheimlich bedroht."
Tocotronic veröffentlichen Protestlied: "Der Song soll Mut machen zu einer politischen Entschlossenheit"
Tocotronic schrecken nach wie vor nicht davor zurück, klare Kante zu zeigen. Seit 2015 setzen sich die Hamburger zusammen mit Pro Asyl für den Schutz von Geflüchteten ein, machen sich für ein Verbot der AfD stark.
Dirk von Lowtzow war 2019 Pate der Aktionswochen gegen Antisemitismus und unterstützt aktuell mit anderen Kunstschaffenden die Kampagne "#NICHTokay", die ebenfalls vor der AfD warnt und dazu aufruft, bei der Bundestagswahl 2025 eine demokratische Partei zu wählen.
Mit "Denn sie wissen, was sie tun", der ersten Single aus "Golden Years", veröffentlichte die Band einen Protestsong, der klar wie kaum ein anderes Lied vor jenen warnt, die unsere Demokratie und die damit verbundene Freiheit bedrohen. Auf fast schon kindlich naive Weise singt Dirk von Lowtzow da: "Diese Menschen sind gefährlich, denn sie wissen, was sie tun." Und an anderer Stelle heißt es: "Sie leben völlig selbstverständlich. Terror als Identität."
Um sie zu bekämpfen, rät der Musiker im Song, sie mit einem Kuss auf den Mund kaltzumachen. Die Liebe als Waffe gegen den Rechtsruck?
"Es ist ein böser Witz", so Dirk von Lowtzow dazu. "Der Song soll Mut machen zu einer politischen Entschlossenheit. Denn um die Frage ganz knapp zu beantworten: Ich denke, es wäre naiv zu glauben, dass man mit Liebe Faschisten bekämpfen kann. Das kann man nur mit politischer Entschlossenheit."
"Golden Years", das inzwischen 14. Album von Tocotronic, erscheint am 14. Februar überall da, wo es Musik gibt. Karten für das Konzert im Felsenkeller am 19. März gibt es aktuell noch bei Eventim.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.