Tocotronic feiern Tour-Auftakt in Leipzig: "Und jetzt nochmal für die AfD, diese Ar***löcher!"
Leipzig - Tocotronic sind zurück! Nachdem die Indierocker Mitte Februar ihr neues Album "Golden Years" veröffentlichten, feierten sie am Mittwoch den Start ihrer gleichnamigen Tour. Los ging's an keinem geringeren Ort als dem Leipziger Felsenkeller - und natürlich hielt sich Frontmann Dirk von Lowtzow (53) nicht damit zurück, klare Kante zu zeigen.

Die erste Breitseite gab es direkt beim Klassiker "Aber hier leben...", bei dem das Publikum aus voller Inbrunst den zweiten Teil des Titels skandierte: "Nein danke!"
Der Sänger und Gitarrist feuerte die Menge immer weiter an, bis er schließlich beim Höhepunkt forderte: "Und jetzt noch einmal für die AfD, diese Arschlöcher!"
Deutlich wurde von Lowtzow auch beim neuen Song "Denn sie wissen, was sie tun", den Tocotronic dem Musiker zufolge im Sommer 2023 geschrieben hatten, als die Umfragewerte der Rechtsaußenpartei plötzlich auf 20 Prozent schoss.
"Wir konnten damals nicht wissen, dass es so schlimm wird", erklärte er und es wirkte fast schon wie eine Entschuldigung dafür, dass das Lied nicht wütender geworden ist.
Denn während von Lowtzow den Song auf "Golden Years" auf fast schon kindlich-naive Weise singt und dadurch einen krassen Kontrast zu Zeilen wie "Terror als Identität" aufbaut, war in Leipzig von Naivität keine Spur.
Von Lowtzow trug die Lyrics mit jeder Menge Gift in der Stimme vor, konnte seine Abneigung gegen die in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei nicht verhehlen. Gleich einer Kampfansage streckte er zum Ende des Liedes die Faust in die Luft und bedankte sich anschließend beim Publikum mit den Worten: "Gemeinsam werden wir sie kaltmachen", eine Anspielung auf den Songtext.
Von "Die Welt kann mich nicht mehr verstehen" bis "Bleib am Leben"

Etwa zwei Stunden lang sorgten die Hamburger mit ihrer ganz eigenen Interpretation von Indierock für beste Unterhaltung im ausverkauften Felsenkeller.
Neben zahlreichen Songs der neuen Platte a la "Bleib am Leben" lieferten sie dabei natürlich auch jede Menge Klassiker, wie das bereits erwähnte "Aber hier leben...", "Let there be Rock" und den Titelsong ihres ersten Albums "Digital ist besser", das am 6. März 30. Geburtstag feierte.
Unterstützt wurden Dirk von Lowtzow, Bassist Jan Müller und Schlagzeuger Arne Zank dabei von Muff-Potter-Gitarrist Felix Gebhard, der für Rick McPhail (54) einsprang. Dieser hatte im Oktober vergangenen Jahres überraschend eine Auszeit angekündigt und die Band auf unbestimmte Zeit verlassen.
Ein Umstand, an den von Lowtzow in Leipzig noch einmal erinnerte, die Gelegenheit aber auch nutzte, um sich für den Einsatz von Gebhard zu bedanken. Dieser machte beim Tourauftakt eine gute Figur, witzelte mit seinen Bandkollegen-auf-Zeit und rockte bei "Sie wollen uns erzählen" sogar die Mundharmonika.
Den Abschluss machten unter anderem "This Boy is Tocotronic", "Hi Freaks" und "Die Welt kann mich nicht mehr verstehen", bevor die Hamburger ihre Fans in die Nacht entließen.



Eine Zusatzshow der "Golden Years"-Tour in Leipzig wurde bereits für den 19. September auf der Parkbühne angekündigt. Tickets gibt es unter anderem bei Eventim.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Titelfoto: Montage: Nico Schimmelpfennig