Leipzig: Trümmerfeld nach Anwohner-Protesten - Immobilienfirma lässt Abriss-Kommando anrücken

Leipzig - Die Reaktion erfolgte mit dem Abrissbagger: Nach den Protesten gegen ein Reihenhaus-Projekt in Leipzig-Leutzsch lässt Investor Reinbau die aufmüpfigen Anwohner jetzt auf eine Trümmerwüste blicken. In einer Blitzaktion wurde das völlig intakte Eigenheim eingerissen.

Einfach abgerissen: Nur noch dieses Trümmerfeld ist von dem Eigenheim übrig.
Einfach abgerissen: Nur noch dieses Trümmerfeld ist von dem Eigenheim übrig.  © Alexander Bischoff

Wenn es ums große Geld geht, kennen Immobilienfirmen in Leipzig schon längst keine Rücksicht mehr. Das mussten die Anwohner der kleinen DDR-Eigenheimsiedlung an der Mathiesenstraße jetzt erleben.

"Hier rückte plötzlich ein großer Bagger an, hat erst den Garten platt gemacht und dann das hübsche Haus eingerissen", berichtet Gabriele Frauendorf (54) von der Initiative "Kein Rei(he)nbau".

Anschließend ließen die von Reinbau beauftragten Abriss-Arbeiter den Bagger stehen und die protestierende Anwohnerschaft übers Wochenende auf eine Trümmerwüste blicken.

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"Hier sieht es jetzt aus wie nach einem Bombentreffer – da hat wohl jemand die Muskeln spielen lassen und gezeigt, wer hier jetzt das Sagen hat", so Frauendorf.

Linker Stadtrat: "Immobilienhaie immer dreister"

Das Haus war noch völlig intakt, den Abriss werten die gegen das Reihenhaus-Projekt protestierenden als Muskelspiel des Investors.
Das Haus war noch völlig intakt, den Abriss werten die gegen das Reihenhaus-Projekt protestierenden als Muskelspiel des Investors.  © Alexander Bischoff

Bemerkenswert: Der Abriss der Ursprungsbebauung erfolgte kurz nachdem der Anwalt der Initiative Widerspruch gegen die Baugenehmigung der geplanten Reihenhaus-Anlage eingelegt hatte. "So kann man Tatsachen schaffen", ärgert sich Frauendorf.

Dass ein schneller Abriss des kleinen und vor der Demontage noch völlig intakten Eigenheims kaum notwendig gewesen sein dürfte, verrät das Investoren-Exposé der geplanten Reihenhaus-Anlage. Dort ist als "frühester Baubeginn" Juli 2022 aufgeführt.

Als erster Politiker meldete sich am heutigen Sonntag Dr. Volker Külow (60) zu Wort. "Das ist übel, was hier passiert", sagte der Linken-Stadtrat und kündigte an, den dubiosen Immobilien-Deal und die Abriss-Aktion am morgigen Montag im Grundstücksverkehrsausschuss zum Thema machen zu wollen.

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"Die Immobilienhaie werden immer dreister – die Stadt muss dem aggressiven Geschäftsmodell 'Billig kaufen, teuer verkaufen' deutlich entgegentreten", fordert Külow, in dessen Wahlkreis das Leutzscher Viertel liegt.

"Die Immobilienhaie werden immer dreister" – Linken-Stadtrat Dr. Volker Külow (60) findet das Vorgehen von Reinbau in Leutzsch "übel" und will es im Grundstücksverkehrsausschuss der Stadt thematisieren.
"Die Immobilienhaie werden immer dreister" – Linken-Stadtrat Dr. Volker Külow (60) findet das Vorgehen von Reinbau in Leutzsch "übel" und will es im Grundstücksverkehrsausschuss der Stadt thematisieren.  © PR

Und hier droht der nächsten grünen Oase Leipzigs das Aus

Eine gerade aufgestellte Investorentafel, die das Ende des grünen Refugiums an der Leutzscher Gärtnerei verheißt.
Eine gerade aufgestellte Investorentafel, die das Ende des grünen Refugiums an der Leutzscher Gärtnerei verheißt.  © Alexander Bischoff
Seit Jahrzehnten Rückzugsort für Igel, Frösche, Vögel und Fledermäuse – diese grüne Oase an der Hans-Driesch-Straße soll als nächstes versiegelt und überbaut werden.
Seit Jahrzehnten Rückzugsort für Igel, Frösche, Vögel und Fledermäuse – diese grüne Oase an der Hans-Driesch-Straße soll als nächstes versiegelt und überbaut werden.  © Alexander Bischoff

Unterdessen droht in Leutzsch das nächste Ungemach. Vor einem grünen Refugium an der Hans-Driesch-Straße tauchte dieser Tage eine Bautafel des nächsten Investors auf.

Der mit zahlreichen Bäumen, Buschwerk und üppigen Wildpflanzen gesegnete Rückzugsort für zahlreiche Tiere, darunter Echsen, Igel, Vögel und Fledermäuse, soll nahezu komplett überbaut und versiegelt werden – für ein luxuriöses Mehrfamilienhaus mit Autostellplätzen.

Titelfoto: Alexander Bischoff

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