Waffenverbotszone auf Leipziger Eisenbahnstraße bleibt - weil Polizei keine neue Wache findet
Leipzig - Offiziell gilt sie als gescheitert, doch es gibt sie noch immer: Die Waffenverbotszone (WVZ) im Leipziger Eisenbahnstraßen-Kiez wird zur "Never-ending Story". Der Grund ist bizarr: Die Polizei hat es noch immer nicht geschafft, auf Sachsens kriminellster Meile eine Wache einzurichten. Doch das ist die Voraussetzung für die Abschaffung der WVZ.
Kaum positive Auswirkungen auf das Kriminalitätsgeschehen - eine Studie der Universität Leipzig hatte Sachsens erster WVZ bereits 2021 eine niederschmetternde Bilanz bescheinigt. Ein Jahr später verkündeten Innenministerium und Stadtverwaltung die geplante Abschaffung des Papiertigers.
Ersetzt werden sollte die WVZ durch ein neues Sicherheitskonzept mit dem Motto "Stören durch Präsenz". Dessen Kern: eine neue Polizeiwache auf der Eisenbahnstraße, die nach damaligen Angaben von Polizeipräsident René Demmler (51) Mitte 2023 in Betrieb gehen sollte.
Doch die neue Wache gibt es noch immer nicht - und damit bleibt die WVZ weiter bestehen. Dabei hatte die Polizei bereits im März offen kommuniziert, dass ein Objekt gefunden sei.
Ein Eckhaus an der Kreuzung Eisenbahnstraße/Ecke Hermann-Liebmann-Straße. In dessen Ladenlokal befand sich bis 2022 ein türkischer Supermarkt, der pleiteging.
Innenministerium zur Kiez-Wache: "Eine Eröffnung dieses Jahr scheint nicht realisierbar"
Seit diesem Frühjahr verhandelt der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) mit der Eigentümerin, um die Erdgeschosszone für die Polizei anzumieten.
Doch noch immer gibt es keinen Vertrag, wie das Innenministerium auf TAG24-Anfrage bestätigte. Die Mietverhandlungen liefen derzeit, hieß es. Die gleiche Antwort gab der SIB bereits im Mai.
Warum es mit der Anmietung nicht vorangeht, dazu wollen sich weder SIB noch Ministerium äußern. Auch Immobilienverwalter Cord Helms lehnte auf telefonische Nachfrage jedwede Stellungnahme ab.
Eine Erklärung könnten die Spanplatten hinter den Fensterscheiben, die Einschläge im Glas und die "No Cops"-Graffiti auf der Fassade geben.
Denn seit im März bekannt wurde, dass die Polizei ihre Kiezwache in der Eisenbahnstraße 84 einrichten will, gab es schon mehr als ein Dutzend Anschläge auf das Haus.
Parallel hatten Linksextremisten im Internet dazu aufgefordert, zu verhindern, dass die Polizei dort einzieht. Behördenintern wird kolportiert, dass die Immobilienbesitzer einfach Angst hätten, an die Polizei zu vermieten.
In der offiziellen Erklärung des Innenministeriums heißt es schlicht: "Eine Eröffnung dieses Jahr scheint nicht realisierbar."
Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa, Ralf Seegers, imago/EHL