Niemand will die Polizei im Haus: Scheitert nach Waffenverbotszone jetzt auch die Leipziger Kiez-Wache?
Leipzig - Nach dem Scheitern von Sachsens erster Waffenverbotszone in Leipzig scheint nun auch die von der Polizei als Alternative angekündigte Wache auf der Eisenbahnstraße als Rohrkrepierer zu enden. Offenbar will im Kiez niemand die Polizei als Mieter haben.
Im November 2018 war sie mit großem politischen Bohei ausgerufen und im vorigen Jahr nach ernüchternder Bilanz für gescheitert erklärt worden: Sachsens erste Waffenverbotszone auf der Eisenbahnstraße. Als Ersatz wollten Stadt und Polizeiführung die Präsenz der Ordnungskräfte im Kiez erhöhen.
Kernstück des neuen Konzeptes (Motto: "Stören durch Präsenz") sollte eine zur Jahresmitte betriebsbereite Polizeistation sein. Doch auch dieses Projekt droht nun zu scheitern.
Zwar hat sich die Polizei einen leerstehenden Supermarkt als künftige Wache ausgesucht, doch noch immer konnte dafür kein Mietvertrag abgeschlossen werden, wie TAG24 vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) erfuhr.
Man sei über die Ansiedlung eines Polizeistandorts mit potenziellen Vermietern im Gespräch und verhandle die vertraglichen Grundlagen, erklärte SIB-Sprecher Alwin-Rainer Zipfl.
"Dazu sind noch diverse Detailabstimmungen erforderlich. Insoweit kann noch keine Aussage dazu getroffen werden, wann der Polizeistandort im Leipziger Osten in Betrieb geht", heißt es in seiner Erklärung schwammig.
Wache auf der Eisenbahnstraße: "Angst, an die Polizei zu vermieten"
Intern war zu erfahren, dass die Verhandlungen mit der Vermieterin des einstigen Marktes im Begriff sind zu scheitern. Was offenbar damit zu tun hat, dass es seit Bekanntwerden des möglichen Polizeistandortes im März schon zwölf Anschläge auf die Immobilie gab.
Zuletzt Montagnacht, als ein Mob Vermummter mit Steinen und Farbbeuteln beträchtlichen Schaden anrichtete und auf der Fassade den Schriftzug "No Cops" hinterließ.
"Die Immobilienbesitzer haben einfach Angst, an die Polizei zu vermieten", beschreibt ein hochrangiger Beamter hinter vorgehaltener Hand das Dilemma.
Vorerst solle die Polizeipräsenz im Problem-Kiez durch verstärkte Streifentätigkeit und weitere Schwerpunktkontrollen aufrechterhalten werden.
Titelfoto: xcitepress/justin vogel