Neues Viertel verdrängt "Tille": Muss der nächste Leipziger Club schließen?
Leipzig - Am Montag stellten die Stadt und Baupartner das Konzept für das neue Viertel hinter dem Bayerischen Bahnhof im Süden Leipzigs vor. Insgesamt 2700 Menschen sollen in Zukunft in dem Quartier ein Zuhause finden (TAG24 berichtete).
Zuhause auf dem Areal ist bereits seit 1995 auch die "Distillery", Leipzigs ältester Techno-Club. Doch wenn auf der bis jetzt noch frei stehenden Fläche an der Kurt-Eisner-Straße in einigen Jahren die ersten Familien wohnen, hat es sich ausgeraved.
Zumindest an dem jetzigen Standort. Denn wie die Bauherren versicherten, solle eine Lösung für das Fortbestehen des Clubs gefunden werden. Derzeit befände man sich in Gesprächen mit den Betreibern. Das bestätigt auch Steffen Kache (45), Inhaber der Distillery: "Uns wurde zugesichert, dass wir bis Ende 2022 erstmal bleiben können. Bis jetzt zeigt sich die Leipzig Stadtbau AG kompromissbereit."
Danach wird es für die "Tille" an einen anderen Standort gehen. Wo genau, das bleibt vorerst ein Geheimnis. Seitdem er die Zusicherung erhalten hat, dass der Club auch weiterhin eine Zukunft hat, sieht der 45-Jährige den Umzug entspannter: "Wenn's einen neuen Ort gibt, wo es auch vom Gefühl her passt, sehe ich das auch als Chance." Schlimmer wären die Jahre der Unsicherheit gewesen. Nun könne man "wieder durchatmen."
Seit 2011, als die Bebauungspläne für das Areal bekannt wurden, kämpft die Distillery. Auch Leipzigs LINKE, SPD und Grüne setzten sich damals im Stadtparlament für das Fortbestehen des Clubs ein. 2014 folgte schließlich der Stadtratsbeschluss zum Erhalt der "Tille" im jetzigen Standort in der Kurt-Eisner-Straße. Die Bauherren entschieden zwar anders, doch der Blick in die Zukunft ist optimistisch.
Anders erging es dem "So&So". Der Club im Norden Leipzigs musste im Januar seine Pforten für immer schließen. Auch auf dem Gelände des Euritzscher Freiladebahnhofs sollen in einigen Jahren Wohnungen stehen. Party-Lärm bis tief in die Nacht ist deshalb unerwünscht. Auch politische Unterstützung, Demonstrationen und eine Petition hatten das "So&So" nicht vor der Schließung bewahren können.
Für die "Tille" wird es weitergehen. Steffen Kache hofft, bis Mitte März zu einer Einigung mit den Bauherren zu kommen. Bis dahin muss noch der Stadtrat die Planungsverträge für das neue Stadtviertel absegnen.