Rotlicht bleibt weiter aus: Sexarbeiterinnen protestieren mit "Tag der offenen Tür"

Leipzig - Seit über vier Monaten haben Sachsens Sexarbeiterinnen coronabedingt Berufsverbot, sind die Bordelle im Land geschlossen. Im Rahmen einer republikweiten Protestkampagne laden viele Etablissements morgen zum "Tag der offenen Tür“. Wer Sex erwartet, wird jedoch enttäuscht sein.

Empfängt am Donnerstag von 11 bis 15 Uhr zum "Tag der offenen Tür": Lucy (37), Schlossherrin vom Leipziger Bordell "Dornenschloss".
Empfängt am Donnerstag von 11 bis 15 Uhr zum "Tag der offenen Tür": Lucy (37), Schlossherrin vom Leipziger Bordell "Dornenschloss".  © Alexander Bischoff

"Unter dem Mantel des Infektionsschutzes wird derzeit eine ganze Branche platt gemacht“, sagt Lucy (37), die im Leipziger Norden das "Dornenschloss“ betreibt. 

In dem kleinen aber feinen Bordell erfüllt die gebürtige Dresdnerin normalerweise zusammen mit 15 Liebesdienerinnen Herrenwünsche. Es gibt eine Fetisch-Klinik, ein Dominanzzimmer und Massageräume.

Alles ist pieksauber, Desinfektionsmittel reichlich vorhanden - und dennoch darf Lucy ihr Schloss seit nunmehr 17 Wochen nicht öffnen. Denn der Betrieb von Prostitutionsstätten bleibt verboten. 

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"Es ist ein Irrwitz - normale Massagestudios dürfen wieder arbeiten, aber erotische Massagen sind nicht erlaubt“, sagt Lucy und fragt sich, ob das Virus tatsächlich zwischen einer Wellness-Massage und einer erotischen Massage unterscheidet.

Sexarbeiterinnen in der Corona-Krise: "Auch unsere Branche möchte Licht am Ende des Tunnels"

Seit 17 Wochen hat dieses Appartement keinen Freier mehr gesehen, denn Lucy darf ihr Haus noch immer nicht öffnen.
Seit 17 Wochen hat dieses Appartement keinen Freier mehr gesehen, denn Lucy darf ihr Haus noch immer nicht öffnen.  © Alexander Bischoff

Dabei hat der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD) gemeinsam mit Gesundheitsämtern ein Hygienekonzept für Bordelle entwickelt. 

"Im Gegensatz zu manch anderen Branchen müssen wir Hygiene und Schutz vor übertragbaren Krankheiten nicht erst lernen, das gehört bei uns seit Jahren zum Standard“, sagt Lucy. Doch in der Politik haben die Sexarbeiterinnen keine Lobby. Selbst von der staatlichen Corona-Hilfe sind sie ausgeschlossen.

Um zu überleben, arbeiten viele Prostituierte nun in der Illegalität. Einschlägige Portale wie "kaufmich.com“ und "markt.de“ sind voller Handynummern-Inserate ohne Adresse.

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Mit dem "Tag der offenen Tür“ wollen Sexarbeiterinnen morgen auf ihre missliche Lage aufmerksam machen - ohne Sex, nur mit Worten. "Auch unsere Branche möchte Licht am Ende des Tunnels sehen“, sagt BesD-Sprecherin Johanna Weber (52) und fordert Gleichbehandlung.

Titelfoto: Alexander Bischoff

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