Eskalation in Leipzig: Barrikaden entzündet, REWE-Dach besetzt und Polizeiwache angegriffen
Leipzig - Wie auch schon in den vergangenen Jahren wurde Silvester auf Leipzigs Straßen ausufernd zelebriert. Besonders in Connewitz und der Eisenbahnstraße hatte die Polizei alle Hände voll zu tun.
Wie Polizeisprecher Olaf Hoppe noch in der Nacht mitteilte, wurden für den Einsatz zum Jahreswechsel Kräfte aus Thüringen sowie der Bundespolizei hinzugezogen. So wurden geschlossene Einheiten im Zentrum, Süden und Osten der Stadt stationiert - den jährlichen Silvester-"Brennpunkten".
So richtig ging es für die Einsatzkräfte ab 21.25 Uhr los, als eine Schlägerei zwischen mehreren Personen vor der Leipziger Oper für Aufsehen sorgte. Ein Mann musste in die Notaufnahme gebracht werden, es wird entsprechend wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Auf dem Augustusplatz wurden zudem mehrere Menschen durch Böllerwürfe verletzt - darunter Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren. Dazu kam die Augenverletzung eines 11-jährigen Kindes sowie ein bewusstloser 25-Jähriger, der zuvor von Pyro im Gesicht getroffen worden war.
Vor allem aber auch im Gebiet auf der und um die Eisenbahnstraße war die Polizei quasi im Dauereinsatz: Ein Einkaufsmarkt in der Konradstraße wurde mit Pyrotechnik beworfen, zudem wurden Mülltonnen und Einkaufswagen auf die Fahrbahn geschoben, um den Einsatzkräften das Durchkommen zu erschweren.
Nachdem ein Mann in der Hildegardstraße direkt vor einem Polizeiwagen Pyrotechnik gezündet hatte, wurde er aufgegriffen. "Er führte mehrere Knallkörper ohne CE-Kennzeichnung bei sich", so Hoppe. Die Beamten sollen zudem mit Pyro beworfen worden sein.
Alle Jahre wieder: Silvester-Aufregung am Connewitzer Kreuz
Die wohl dynamischste Situation entfaltete sich rund ums Connewitzer Kreuz im Leipziger Süden: Schon vor Mitternacht räumten die Feiernden diverse Gegenstände auf die Straßen - Müllbehälter, Baustellenabsperrungen, Einkaufswägen - und setzten diese in Brand. "Teilweise räumten Anwohner die Tonnen zurück", so Hoppe.
Nachdem das Hauptfeuerwerk gezündet worden war, ging es gegen 0.30 Uhr aber erst so richtig los.
Unbekannte attackierten das Polizeirevier in der Wiedebachpassage, wobei ein noch nicht benannter Sachschaden entstand. Fast zeitgleich traf es zudem den Netto in der Bornaischen Straße.
Zudem kletterten mehrere Personen auf das Dach des REWE-Marktes am Kreuz, wo sie rund eine Stunde lang sitzen blieben, bis die Polizei sie zum Verlassen aufforderte.
Aufgrund der vielen kleinen Brände im Stadtteil rückten neben dem Polizeihubschrauber, der die Lage überwachte, zwei Wasserwerfer-Staffeln an, die ab 1.30 Uhr löschend durch die Straßen fuhren.
Erst nach Beginn der Reinigungsarbeiten gegen 2 Uhr beruhigte sich die Lage am Kreuz langsam.
Polizeieinsätze auch in den Landkreisen
In der Straße des 18. Oktober wurde eine Packstation gesprengt, in Markkleeberg und Wurzen jeweils ein Zigarettenautomat.
Nach Angaben von Hoppe wurden in der Nacht im gesamten Stadtgebiet mehr als 20 Straftaten registriert, dabei ging es vor allem um gefährliche Körperverletzungen und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. In Grünau wurden zwei Beamtinnen durch Böllerwürfe verletzt, blieben laut Hoppe aber dienstfähig.
Auch in den umliegenden Landkreisen hatte die Polizei einiges zu tun: So wurden mehrere Personen mit illegalen Böllern und Pyrotechnik erwischt.
Besonders in Kitzscher erwies sich die Lage aufgrund der großen Menschenmassen als unübersichtlich, sodass das eigentlich geltende Pyrotechnikverbot nicht durchgesetzt werden konnte.
Nachdem dort eine Hundertschaft Präsenz gezeigt hatte, beruhigte sich auch hier die Situation gegen 2 Uhr.
Originalmeldung vom 1. Januar, 8.49 Uhr; aktualisiert um 10.45 Uhr
Titelfoto: Montage Silvio Bürger ; EHL Media