Wohnen in Gemeinschaft: Erster Spatenstich für Leipziger Inklusionsprojekt
Von Anke Brod
Leipzig - Gelebte Gemeinschaft in Inklusion, barrierefreie Räume, ökologische Holzbauweise, ein Dachgarten und obendrein sozial: Für ein innovatives Wohnprojekt an der Cichoriusstraße 8 im Leipziger Stadtteil Reudnitz gab es am Freitag den ersten Spatenstich.
"Endlich geht es los", freuten sich die Mitglieder der gemeinnützigen Genossenschaft "InklusivLEben", als im Beisein von Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg (61, Bündnis 90/Grüne), Stadträten, Förderern, dem federführenden Architekten sowie Menschen mit Handikaps symbolisch die erste Ladung Erde in die Luft flog.
Damit wurde wahr, wofür sich "InklusivLEben" zuvor ehrenamtlich mit zahlreichen Unterstützern eingesetzt hatte. Die Genossenschaft gründete sich 2021 auf Initiative des Architekten Dirk Stenzel (ASUNA) und engagierten Eltern.
Stenzel gewann seinerzeit mit seinem Konzept das städtische Vergabeverfahren. "InklusivLEben" ist damit sachsenweit die erste, komplett gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft.
Erklärtes Ziel in Reudnitz ist nunmehr ein komplett barrierefreies Mehrfamilienhaus mit 13 Sozialwohnungen. Geplant sind dort Einheiten für eine bis fünf Personen.
Die Räumlichkeiten sollen nach Fertigstellung voraussichtlich ab 2025 an Bürger vergeben werden, die Einkommens-bedingt besondere Unterstützung brauchen. Im Haus werden mehrere Menschen mit Behinderung ihren Platz finden.
Sonderförderung dank Leipziger Stadtrat
Zum Baubeginn ist daher bereits die Hälfte der Wohnungen an gehandikapte Personen, eine inklusive Wohngemeinschaft sowie für eine alleinstehende ältere Dame reserviert.
Für die verbleibenden Wohnungen sucht die Genossenschaft jetzt noch Mietparteien ohne größere gesundheitliche Einschränkungen, die aktiv in der Gemeinschaft mitmachen wollen.
Ursprünglich sollten die Bauarbeiten schon 2022 starten. Da sich im Verlauf aber die Vergaberichtlinien geändert hatten, Baupreise sowie Kreditzinsen stark anstiegen, stand das Projekt zwischenzeitlich auf der Kippe.
Im Oktober 2022 stimmte der Leipziger Stadtrat schließlich aber mit den Stimmen von SPD, Linken und Bündnis 90/Die Grünen einer in der Debatte politisch umstrittenen Sonderförderung zu. "Nun wollen wir den Kritikern beweisen, dass sich der Kampf um diese 670.000 Euro gelohnt hat", sagte Dienberg am Freitag.
"Diese Sonderförderung ist ein Meilenstein", freute sich mit ihm Genossenschaftsvorstand Heiko Schott (59).
Das Land Sachsen unterstützt die in Reudnitz geplanten Sozialwohnungen mit 580.000 Euro, die kommunale Förderung für die Behindertenräume beträgt demnach 170.000 Euro.
Titelfoto: Anke Brod