Wandbild: Friedliche Revolution muss Hotelkomplex weichen - spezielle Rettung vollzogen

Leipzig - Wer den Leipziger Hauptbahnhof durch die Westhalle in Richtung Innenstadt verlässt, kann es kaum übersehen: das Wandbild zur Friedlichen Revolution von Michael Fischer-Art. Seit Sommer 2023 entsteht an der Stelle jedoch ein Hotelkomplex - das Werk wird dadurch verschwinden. Nun wurde eine Variante gefunden, wie es zumindest digital weiterbestehen kann.

Das 2009 entstandene Werk erstreckte sich über eine Fläche von 3000 Quadratmetern.
Das 2009 entstandene Werk erstreckte sich über eine Fläche von 3000 Quadratmetern.  © Grube/Waszk

Das 2009 entstandene Werk erstreckt sich über eine Fläche von 3000 Quadratmetern und benötigte damals 3,5 Tonnen Farbe. Dadurch war es das größte Gemälde Leipzigs.

Nicht einfach, es zu digitalisieren. Doch zwei Leipziger haben es geschafft. Benny Waszk, Archäologe und Spezialist für 3D-Modellierung, hat auf der Grundlage von Fotos des Fotografen Christian Grube ein Modell erstellt, das sogar eine völlig neue Betrachtung des Bildes ermöglicht.

"Dank der digitalen Technik können wir das Wandbild aus Perspektiven zeigen, die zuvor unmöglich waren", so Waszk.

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Zwischen Frühjahr und Sommer 2023 wurden aus allen erdenklichen Perspektiven dafür Hunderte Fotos gemacht, die Waszk mithilfe spezieller Software zu einem Gesamtbild zusammenfügte. "Aufgrund der großen Datenmenge hat die finale Datei eine Größe von etwa 3,5 Gigabyte - das entspricht ungefähr 750 MP3-Dateien", erklärt Waszk.

Das nun veröffentlichte Bild zeigt den Zustand des Wandbildes im Sommer 2023. Das daraus entstandene digitale Modell bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten: von frei skalierbaren 3D-Umgebungen bis hin zu Filmen.

Stadtverwaltung wollte Werk nicht erhalten?

Das Wandbild zur Friedlichen Revolution von Michael Fischer-Art wurde digital nachkonstruiert.
Das Wandbild zur Friedlichen Revolution von Michael Fischer-Art wurde digital nachkonstruiert.  © Grube/Waszk

Dass das Projekt überhaupt zustande gekommen ist, ist wohl auch Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann zu verdanken, die allerdings Kritik an der Stadtverwaltung übte:

"Leider wurden meine ersten Vorstöße, dieses stadtbildprägende Kunstwerk zu sichern, von der Stadtverwaltung nicht unterstützt. Ich hatte den Eindruck, dass ein Erhalt nicht gewollt war. Daher bin ich selbst aktiv geworden und habe engagierte Experten eingeschaltet. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Wandgemälde in virtueller Form einmal das Forum für Freiheit und Bürgerrechte auf dem Matthäikirchhof schmückt."

Michael Fischer-Art selbst arbeitet derzeit daran, Teile des Originals aus der angrenzenden Wand zu schneiden.

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Diese Fragmente sollen dann für wohltätige Zwecke verkauft werden.

Titelfoto: Grube/Waszk

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