Umstrittene "Echte Körper"-Ausstellung in Leipzig: "Mehr Wursttheke als Museum"

Leipzig - Noch bis zum 10. März macht die Anatomie-Ausstellung "Echte Körper" im Leipziger Stadtbad Halt. Zu sehen sind tatsächlich menschliche Körper und Körperteile, plastiniert á la "Körperwelten" von Gunther von Hagens - allerdings in einem etwas fragwürdigen Zustand.

Die Ausstellung ist nach Themenbereichen unterteilt, hier stehen Kopf & Hirn im Fokus.
Die Ausstellung ist nach Themenbereichen unterteilt, hier stehen Kopf & Hirn im Fokus.  © Anna Gumbert

Ein Blick in die Google-Bewertungen der Ausstellung lässt Böses erahnen. "Mehr Wursttheke als Museum" oder "Die Exponate erinnern an Trockenfleisch" ist dort über die "Echte Körper Ausstellung" zu lesen, die seit dem 3. März in der Messestadt zu Gast ist.

Für den Eintrittspreis von 15 Euro (12 Euro ermäßigt, zehn für Schüler) verspricht der Veranstalter einen Ausflug in die Welt der menschlichen Anatomie, präsentiert von plastinierten Körpern und Körperteilen. Unter der Plastination versteht man einen Prozess, bei dem menschliche Körper durch den Austausch von Zellflüssigkeiten durch Kunststoffe haltbar gemacht werden.

Die Exponate sind in den Räumlichkeiten des Alten Stadtbads nach Themenbereichen sortiert: So werden die Besucher über den Themenkomplex Skelett und Knochen, Muskeln und dann immer kleinteiliger in die einzelnen Organregionen wie Lunge und Herz, Geschlechtsorgane oder Gehirn weitergeführt.

Leipzig: Kulturhäuser der DDR: Was aus den einstigen Palästen geworden ist
Leipzig Kultur & Leute Kulturhäuser der DDR: Was aus den einstigen Palästen geworden ist

Ergänzt werden die Plastinate durch Infotafeln, die größtenteils auf den medizinischen Informationen der Deutschen Krebshilfe e.V. beruhen. Insbesondere weisen die Tafeln auf gesundheitliche Risiken wie Bewegungsmangel, Rauchen und Sonneneinstrahlung hin, was in Anbetracht der Besuche einiger Schulklassen nicht verkehrt ist.

Da beschleicht einen ein mulmiges Gefühl: Ohne Abdeckung liegt eine menschliche Hauthülle auf einem der Ausstellungs-Tische.
Da beschleicht einen ein mulmiges Gefühl: Ohne Abdeckung liegt eine menschliche Hauthülle auf einem der Ausstellungs-Tische.  © Anna Gumbert

Genehmigung für Leichenschau in Leipzig nicht nötig

Die Ausstellung findet noch bis zum 10. März im Alten Stadtbad in Leipzig statt, wandert dann weiter nach Hoyerswerda.
Die Ausstellung findet noch bis zum 10. März im Alten Stadtbad in Leipzig statt, wandert dann weiter nach Hoyerswerda.  © Anna Gumbert

Wenn man sich allerdings vorstellt, wie Kinder und Jugendliche durch die "Echte Körper"-Ausstellung pilgern, ist es umso verwunderlicher, dass einige Exponate nicht durch Vitrinen oder Abdeckungen geschützt sind.

Auf einem Präsentationstisch etwa ist eine von der Außenwelt nicht abgeschirmte menschliche Haut-Hülle abgelegt, die vor allem kleine Hände wie magisch zum Berühren verleiten dürfte.

Auf TAG24-Anfrage wollten sich die Veranstalter dazu nicht äußern, ebenso wenig über das Alter der doch vermutlich sehr in die Jahre gekommenen Plastinate. Bei den Toten soll es sich um medizinische Leihgaben aus den USA handeln.

Leipzig: Sächsischer Gartensheriff betritt Urwald-Parzelle: "Das muss alles weg!"
Leipzig Kultur & Leute Sächsischer Gartensheriff betritt Urwald-Parzelle: "Das muss alles weg!"

"Echte Körper" gilt als umstrittene Wanderausstellung: In Städten wie Bonn oder Hannover wurde die Leichenschau verboten, da der Veranstalter gemäß dem dortigen Bestattungsgesetz nicht alle Einwilligungserklärungen der plastinierten Toten gegenüber dem Ordnungsamt vorweisen konnte.

"In Leipzig ist die (...) Einverständniserklärung nicht Teil der vom Ordnungsamt koordinierten und in Rücksprache mit weiteren städtischen Ämtern durchgeführten Prüfung im Vorfeld einer solchen Ausstellung", teilte Stadtsprecher David Quosdorf auf TAG24-Anfrage mit.

Ein bisschen mehr Pietät wäre wohl trotzdem angesagt - wer den plastinierten Toten trotzdem noch einen Besuch abstatten möchte, findet alle Informationen auf der Website von "Echte Körper".

Titelfoto: Bildmontage: Anna Gumbert

Mehr zum Thema Leipzig Kultur & Leute: