Trotz Hüftbruch! Genesis-Legende rockt mit "Mike and the Mechanics" in Leipzig

Von Christian Grube

Leipzig - Es gibt Songs, die kennt man einfach. Gefühlt täglich werden sie irgendwo im Radio gespielt. Dazu gehören Lieder wie "Over My Shoulder", "All I Need Is a Miracle" oder "Silent Running". Es sind zeitlose Radioklassiker. Sie stammen alle von Mike and the Mechanics – dem Bandprojekt des Genesis-Gitarristen Mike Rutherford (74). Am Samstagabend gastierten sie im restlos ausverkauften Haus Auensee in Leipzig. TAG24 war dabei.

Am Samstagabend traten Mike and the Mechanics im Haus Auensee in Leipzig auf.
Am Samstagabend traten Mike and the Mechanics im Haus Auensee in Leipzig auf.  © Christian Grube

"Genesis und Mike Rutherford – das ist einfach eine Zeitreise in die Jugend", erzählt ein Besucher vor dem Konzert. Auch wenn dies für viele der gut 2000 Menschen im Haus Auensee so sein mag, ist das Publikum bunt gemischt. Mit gut zehnminütiger Verspätung betreten die sechs Musiker die Bühne.

Rutherford, mit Krücke, sorgt für einen kleinen Schock. Bevor die Band loslegt, ergreift der 1,90 Meter große Gitarrist das Wort und erklärt seine Situation: Kurz vor dem Tourstart im März war er gestürzt und hatte sich die Hüfte gebrochen. Um die Verletzung zu entlasten, spielte er zeitweise auf einem Hocker.

Gleich zu Beginn legten die beiden Sänger Andrew Roachford (60) und Tim Howar (56) die Marschrichtung fest: gute Stimmung und eine Menge Hits. Das Publikum feierte die Musiker frenetisch.

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Eine weitere Überraschung war der junge Schlagzeuger, der einem anderen Drummer aus dem Genesis-Umfeld verdammt ähnlich sieht. Das ist kein Zufall, denn Nic Collins (24) ist der Sohn von Phil Collins (74). Er sieht seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich und treibt die Band gewaltig an.

Was das Konzert von Mike and the Mechanics so besonders macht, ist dieses gewisse Gefühl von "Hab ich schon ewig nicht mehr gehört" oder "Ach, das ist auch von denen?".

Kurz vor Tourstart hatte sich Mike Rutherford (74) die Hüfte gebrochen. Um die Verletzung zu entlasten, spielte er zeitweise auf einem Hocker.
Kurz vor Tourstart hatte sich Mike Rutherford (74) die Hüfte gebrochen. Um die Verletzung zu entlasten, spielte er zeitweise auf einem Hocker.  © Christian Grube
Am Schlagzeug: Nic Collins (24) - Sohn von Phil Collins (74).
Am Schlagzeug: Nic Collins (24) - Sohn von Phil Collins (74).  © Christian Grube

Zweite Konzerthälfte: Rutherford steht auf und läuft über die Bühne

Das Haus Auensee war restlos ausverkauft.
Das Haus Auensee war restlos ausverkauft.  © Christian Grube

Als sich die anderen Genesis-Mitglieder in den Achtzigern vermehrt Soloprojekten zuwandten, formierte Mike Rutherford seine eigene Band. Mit einem Gespür für eingängige Melodien schuf der Brite mit seiner Gruppe einen zeitlosen Sound. Das merkt man an Stücken wie "Silent Running" oder "Another Cup of Coffee". Das Publikum ist textsicher.

Apropos Genesis: Mit "Land of Confusion", "I Can’t Dance" sowie dem ein oder anderen eingestreuten Song darf die Reminiszenz an das legendäre Trio nicht fehlen.

Emotionaler Höhepunkt ist ohne Frage "The Living Years". Ein tieftrauriger Song über Verlust und vertane Chancen reißt das Publikum von den Sitzen. Für die zweite Konzerthälfte bleibt dies auch so – dafür sorgen die beiden Sänger Roachford und Howar. Immer wieder heizen sie die Menschen an. Man merkt den Musikern ihre Leidenschaft bei jeder Note an. Bandleader Rutherford lehnt sich immer wieder an seinen Hocker, doch die Verletzung scheint nach und nach zu heilen. So steht er von Zeit zu Zeit auf und läuft über die Bühne.

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Mit "All I Need Is a Miracle" und "Word of Mouth" endet die zweistündige Zeitreise in die Achtziger und Neunziger. Was die Zuschauer hier erlebten, war keine reine Nostalgie-Show. Vielmehr hat es Mike Rutherford geschafft, den Sound der Mechanics in die heutige Zeit zu transportieren.

Fakt ist auch: Ewig wird die Band nicht mehr auf Tour gehen. Von daher sollte man jede Chance nutzen, ein Konzert von Mike and the Mechanics zu sehen – schließlich ist es momentan die einzige Möglichkeit, Genesis-Songs live von einem Genesis-Mitglied zu erleben.

Titelfoto: Christian Grube

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