Tödliches Glas: NABU Leipzig verlangt besseren Vogelschutz

Von Anke Brod

Leipzig - Immer wieder prallen Vögel mit Wucht gegen die Scheiben der S-Bahn-Stationen Bayerischer Bahnhof und Wilhelm-Leuschner-Platz. Die Tiere verletzen sich dabei schwer bis tödlich. Zu den jüngsten Anflugopfern gehören laut Leipziger Naturschutzbund (NABU) Straßentauben, Haussperlinge und ein Grünspecht. Nun will die Deutsche Bahn (DB) dort Schutzfolien aufkleben. Die Bushäuschen in der Messestadt bleiben allerdings nach wie vor gefährlich für Vögel.

Piep! Der NABU Leipzig will die Wildvögel der Messestadt besser schützen.
Piep! Der NABU Leipzig will die Wildvögel der Messestadt besser schützen.  © Anke Brod

Laut Karsten Peterlein (47) vom NABU Leipzig gab es jetzt einen Beratungstermin mit Bahnvertretern. Die ehrenamtlichen Vogelschützer schlugen den Verantwortlichen dabei wirksame Aktionen gegen "Vogelschlag an Glas" vor. Gleichzeitig suchten die Beteiligten bereits vor Ort Muster für eine Dekorfolie aus.

Man freue sich über die konstruktive Zusammenarbeit mit der DB, lobte der NABU. Gleichzeitig wäre man auch dankbar, wenn zeitnah weitere Bahnhöfe "vogelsicher" gemacht würden.

Glasscheiben an Wartehäuschen schützen Menschen vor der Witterung, doch wurden vielerorts die gefiederten Freunde vergessen.

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Immer wieder entdecke man tödlich verunglückte Vögel an Haltestellen der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), berichtet der NABU.

Die Vögel würden nämlich nur die dahinterliegende Landschaft wahrnehmen und kollidierten bei voller Fluggeschwindigkeit mit dem Glas.

Vogel-Aufkleber weitgehend sinnlos

Leipzig Haltestellen und Bahnhöfe sollen "vogelsicherer" gemacht werden.
Leipzig Haltestellen und Bahnhöfe sollen "vogelsicherer" gemacht werden.  © Anke Brod

Die Wildvogelhilfe Leipzig betreut nach eigenen Angaben jährlich viele Anflugopfer, nur wenige überlebten.

Aktuell seien seit Erfassung nachweislich 29 Vögel an Wartehäuschen im Leipziger Stadtgebiet verunfallt, bedauert Karsten Peterlein. Die Dunkelziffer sei vermutlich höher: Rabenkrähen würden tote Vögel vielfach auffressen.

Der NABU Leipzig bietet daher den LVB fundierte Beratungen an. Gutgemeinte Bemühungen, die Scheiben mit einigen wenigen Vogelsilhouetten zu bekleben, seien allgemein sinnlos. Denn transparente Zwischenräume seien für Vögel weiterhin eine unsichtbare Gefahr.

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"Unsere Sisyphusarbeit wäre vermeidbar gewesen, wenn dies alles bereits beim Aufstellen der Wartehäuschen berücksichtigt worden wäre", moniert Peterlein.

Inzwischen wurden immerhin rund zehn von insgesamt 900 LVB-Wartehäuschen "vogelsicher" umgerüstet.

Vogel-Notfall zur Brutzeit

Viele Haltestellen, wie hier in Leipzig-Holzhausen, können zur tödlichen Gefahr der Feder-freunde werden.
Viele Haltestellen, wie hier in Leipzig-Holzhausen, können zur tödlichen Gefahr der Feder-freunde werden.  © Anke Brod

Vögel "zerbrechen" allerdings nicht nur am Glas: Jedes Jahr zur Brutzeit häufen sich laut Leipziger Wildvogelhilfe Fundmeldungen über scheinbar hilflose Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind und in vermeintlich guter Absicht von Spaziergängern mitgenommen wurden.

Doch wer einen hilflos wirkenden Jungvogel findet, sollte ihn an Ort und Stelle belassen.

Viele Vogelkinder verließen ihre Nester schon, bevor das Gefieder vollständig ausgebildet ist, sagen die Vogelkenner. Das seien keine Waisen, sondern fast flugfähige Jungvögel. Über Bettelrufe bleiben sie demnach mit ihren Eltern in Verbindung. Entferne sich der Mensch, kümmerten sie sich um den Nachwuchs!

Nur bei Gefahr - so bei Jungtieren auf der Straße - sollten Beobachter eingreifen. Diese kleinen Piepmätze könne der Finder unweit der Fundstelle sicher absetzen.

Ob Notfall oder voreilige Tierliebe: Die Wildvogelhilfe des NABU steht Euch als Ansprechpartner zur Verfügung und ist über das Notfalltelefon 034192762027 erreichbar.

Titelfoto: Bildmontage: Anke Brod

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