"Superblock" in Leipzig: Hier weisen fortan Blumenkübel den Weg!
Von Anke Brod
Leipzig - Der erste "Superblock" der Messestadt ist da: Im Leipziger Stadtteil Volkmarsdorf gibt es ab jetzt eine verkehrsberuhigte Zone mit Sitzinseln und Spielmöglichkeiten für Anwohner mitten auf der Fahrbahn! Der Verein "Superblocks Leipzig" und Vertreter der Stadtverwaltung sowie Baubürgermeister Thomas Dienberg weihten das Pilotprojekt in der Hildegardstraße zwischen Eisenbahn- und Ludwigstraße am Donnerstag feierlich ein.
"Superblocks" sollen den motorisierten Verkehr in Wohngebieten entschleunigen. Vorbild ist die spanische Stadt Barcelona - Autos werden durch Hindernisse wie Sitzgelegenheiten oder Blumenkübel verlangsamt auf angrenzende Hauptstraßen geleitet.
Der brandneue Superblock in der Hildegardstraße ist zunächst für ein Jahr angelegt, hat einen verkehrsberuhigten Teil und zudem an der Kreuzung zur Ludwigstraße eine Diagonalsperre für Kraftfahrzeuge.
Matthias Petzold (43) ist als Anwohner Mit-Initiator des spannenden Projekts. "Zuvor herrschte im Viertel eine richtige Wut auf den Autolärm mit nächtlicher Raserei, provokativen Showrunden oder Parken auf dem Bürgersteig", verdeutlichte er im TAG24-Gespräch.
Diese Rage habe man kanalisieren wollen. Und so veranstaltete eine Interessensgruppe 2019 im Kiez als Erstes einen "Parking Day".
Im Verlauf sei der Ansatz "Superblock" ins Spiel gekommen, erläuterte Petzold.
Sitzinseln mit Grün für Insekten
Im Oktober 2021 gründete sich deshalb der Verein "Superblocks Leipzig".
Die Mitglieder reichten sogleich einen entsprechenden Förderungsantrag beim Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BWSB) ein. Tatsächlich erhielten sie kurz darauf den Zuschlag!
Nach einiger bürokratischer Vorarbeit konnten die engagierten Bürger Mai 2022 endlich tatkräftig die Ärmel hochkrempeln: Das Team veranstaltete auf der Straße tageweise Demos und Aktionen mit Fußballfeldern, Plauder- sowie Aufenthaltsmöglichkeiten.
"Seither errichteten wir im Viertel elf Straßensperren", resümierte Matthias Petzold. Doch zur Verkehrssicherheit habe man nachts eben alles wieder wegräumen müssen.
"Nun aber haben wir ein festes Szenario!", freute er sich am Donnerstag sichtlich. Für zwölf Monate stehen in der Hildegardstraße jetzt also drei Sitzinseln mit insektenfreundlicher Bepflanzung und japanischem Ahorn.
Parkplätze sind ab sofort Fehlanzeige. Eigentlich hatte sich der Verein eine Einbahnstraßenregelung gewünscht.
Letztlich aber bleibt die Hildegardstraße nach Willen des städtischen Verkehrs- und Tiefbauamts (VTA) bei Tempo 30 beidseits befahrbar.
Leipziger Osten im Verkehrsversuch
Das Pilotprojekt wird neben der Stadt Leipzig durch das Baukollektiv Plus X, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), den Wissenschaftsladen Leipzig, den Umweltbund Ökolöwe sowie vom Netzwerk "Leipziger-Ecken.de" unterstützt.
"Wir sind sehr gespannt, wie unser erster Schritt bei den Anwohnern ankommt, und was wir aus dem Verkehrsversuch lernen können", sagte Thomas Dienberg zur Eröffnung und kündigte an: "Wir wollen den Straßenraum im Leipziger Osten für die Menschen öffnen."
Am Freitag (12. Mai) könnt Ihr Euch vor Ort an der Hildegardstraße von 17 bis 19 Uhr mit eigenen Fragen, Wünschen und Anregungen in das Projekt einbringen - die Anwohner freuen sich!
Titelfoto: Anke Brod