Nazis im Schaufenster: Hier könnt Ihr Leipzigs faszinierende Schatzkammer entdecken

Leipzig - An diesem Wochenende findet erstmals wieder die Leipziger Buchmesse statt und lockt Tausende Besucher in die Stadt. Grund genug, auch eine Institution aufleben zu lassen, die nach Leipzig gehört wie das Völkerschlachtdenkmal: Die BuWision feiert zehnjährigen Geburtstag.

Die Schaufenster des Restaurants Pilot in Leipzigs Innenstadt erstrahlt in diesen Tagen (fast) ganz in Schwarz.
Die Schaufenster des Restaurants Pilot in Leipzigs Innenstadt erstrahlt in diesen Tagen (fast) ganz in Schwarz.  © BuWision/Ingmar Stange

TAG24 trifft Siegfried Lokatis (66), pensionierter Professor der Uni Leipzig, im Restaurant Pilot an der Gottschedstraße – der Ort, an dem jedes Jahr zur Buchmesse ganze Bücherreihen in den Schaufenstern ausgestellt werden. Er befindet sich direkt gegenüber dem Erinnerungsort der Alten Synagoge, weshalb er diesmal besonders gut passt.

In diesem Jahr lädt die frühere Leipziger Buchwissenschaft nicht nur zur Ausstellung der "Schwarzen Reihe", die sich in mehr als 200 Ausgaben mit der Geschichte des Nationalsozialismus beschäftigt, ein.

Auch will die BuWision 2023 anhand einer digitalen Karte einen Rückblick auf die Ausstellungen während der vergangenen Jahre sowie auf prägende Veranstaltungen der Leipziger Buchwissenschaft geben.

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Highlights waren hier unter anderem die Konferenz "Der Heimliche Leser in der DDR" im Jahr 2007, die Tagung zum 50-jährigen Jubiläum der Bitterfeld Konferenz 2009 und zuletzt die Konferenz "Die Argusaugen der Zensur", die sich 2019 intensiv mit der Interpretation von Zensurgutachten während der DDR beschäftigte.

Außerdem haben Prof. Lokatis und seine Studenten im Jahr 2016 "Leipzig lauscht" ins Leben gerufen, ein Blog, der während der Buchmesse und "Leipzig liest" von den Veranstaltungsorten berichtet hat.

Die Leipziger Buchwissenschaft war ein Teilbereich des Studienganges Kommunikations- und Medienwissenschaft und gleichzeitig eine Professur, die Lokatis bis vergangenen September innehatte. Zum gerade begonnenen Sommersemester wurde sie von der neuen Professur Medienwandel mit Schwerpunkt Buchkultur und digitale Publikationen abgelöst.

Die Fenster zeigen die "Schwarze Reihe" und damit auch die Geschichte des Nationalsozialismus.
Die Fenster zeigen die "Schwarze Reihe" und damit auch die Geschichte des Nationalsozialismus.  © BuWision/Ingmar Stange
Initiator der Ausstellung ist der emeritierte Prof. Dr. Siegfried Lokatis, der die Buchwissenschaft in Leipzig geprägt hat. (Archivbild)
Initiator der Ausstellung ist der emeritierte Prof. Dr. Siegfried Lokatis, der die Buchwissenschaft in Leipzig geprägt hat. (Archivbild)  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Das "Bibliotop" ist ein wenig versteckt in der Ritterstraße zu finden.
Das "Bibliotop" ist ein wenig versteckt in der Ritterstraße zu finden.  © BuWision/Ingmar Stange

Führungen durch das Leipziger Bibliotop während der Buchmesse

Das buchwissenschaftliche Archiv hat zahlreiche (bunte) Lesereihen und viele andere Schätze zu bieten.
Das buchwissenschaftliche Archiv hat zahlreiche (bunte) Lesereihen und viele andere Schätze zu bieten.  © BuWision/Ingmar Stange

Nicht zu vergessen das "Bibliotop", das einst in der Hainstraße zu finden war, 2021 in den Tresorraum der ehemaligen Commerzbank in der Ritterstraße umzog und mit seinen Buchsammlungen und Ausstellungsstücken das Herzstück der Buchwissenschaft ist.

Durch dieses führt Prof. Lokatis auch während der Buchmesse: Am Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr könnt Ihr Euch diese einzigartige Bibliothek in der Innenstadt anschauen. Der Treffpunkt ist an der Freiheitssäule neben der Nikolaikirche.

Die Ausstellung der "Schwarzen Reihe" im Pilot hat bereits am Freitag vergangener Woche begonnen. Die 13 Fenster, die in Erinnerung an den 2021 verstorbenen Lektor Walter Pehle (†80) hergerichtet wurden, könnt Ihr während der ganzen Messewoche anschauen.

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Und dann ist erst einmal Schluss mit BuWision, oder doch nicht? Wird es jemals wieder Ausstellungen geben?

"Vielleicht noch nicht nächstes Jahr, aber zur Buchmesse 2025 feiert der Börsenverein, der in Leipzig gegründet wurde, sein 200. Jubiläum. Das wäre doch ein guter Grund, mithilfe der Uni die Schaufenster in unserer City noch einmal mit Büchern zu füllen", so Prof. Lokatis abschließend.

Titelfoto: Bildmontage: BuWision/Ingmar Stange

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