Mit den Weltmeeren verbunden: Das waren die verrückten Visionen Karl Heines für Leipzig!
Leipzig - Wer hätte es gewusst? Im 19. Jahrhundert sollte die Messestadt den Plänen und Visionen von Unternehmer und Politiker Karl Heine nach durch den Saale-Elster-Kanal mit der Nordsee verbunden werden. Warum das Vorhaben scheiterte und wann der heute so beliebte Wassertourismus auf dem einst brackigen Industriegewässer entstand, berichtete das MDR-Magazin "Der Osten - Entdecke wo du lebst".
Wenn der gute Karl Heine nicht gewesen wäre, sähe Leipzig wohl nicht so aus, wie wir es heute kennen - kaum jemand hatte die Messestadt im 19. Jahrhundert so geprägt wie der berühmte Industriepionier.
"Es ist erstaunlich, wie ein einziger Mann mit Visionen eine ganze Stadt verändern konnte", bestätigte auch Uwe Köhler vom Verein "Museumsfeldbahn Leipzig-Lindenau e.V.". Er hat ein ganzes Buch über die Industrialisierung von Leipzig geschrieben - und ist dabei auf die ambitionierten Visionen Heines gestoßen.
Der bekannte Rechtsanwalt erbte einst Grundstücke in der Leipziger Innenstadt und widmete sich auch der Bebauung der damaligen Sumpflandschaft um die Ortschaften Plagwitz und Lindenau herum.
"Das sah aus wie der heutige Spreewald, eine absolute Sumpflandschaft. Malaria stand in Leipzig einst auf der Tagesordnung", weiß Experte Uwe Köhler. Mit Bleistift und Lineal rückte Karl Heine dem Gebiet westlich des Leipziger Stadtkerns zu Leibe und plante Straßen, Alleen und Wasserwege.
Seine Vision: Die Messestadt über Wasserwege mit den Weltmeeren verbinden, um diese noch besser an den Weltmarkt anzuschließen.
"Sinnlose Wasserschlange": Saale-Elster-Kanal endet im Nichts
Für sein Vorhaben kaufte Karl Heine Grundstück um Grundstück, um die Leipziger Kanäle im Western der Stadt mit der Saale zu verbinden.
1856 starteten die Schachtarbeiten für das Gewässer, das heute als Karl-Heine-Kanal bekannt ist - das abgetragene Gestein nutzte der Rechtsanwalt, um das Sumpfland um Plagwitz und Lindenau trockenzulegen, diese wiederum zu bebauen zu lassen und die Erlöse in sein Kanal-Projekt einfließen zu lassen.
Mehrmals drohte Karl Heine dabei die Pleite - letztendlich sollte seine Vision auch leider nie Wirklichkeit werden, da der Industriepionier 1888 verstarb.
Zwischen Leipzig und Leuna endet der Kanal, der heute den Namen Saale-Elster-Kanal trägt. Eine "Wasserschlange" ohne Sinn: Auch wenn während des Deutschen Reiches noch einmal versucht wird, den Kanal für Frachtschiffe befahrbar zu machen, zeugen nun nur noch alte Gemäuerteile von Schleusen wie in Wüsteneutzsch von den damaligen Visionen.
In den nachfolgenden Jahren dienten die Kanäle im Westen von Leipzig eher als Abwasserzufluss für die Textilindustrie und das Neubaugebiet Grünau.
Doku-Tipp: Wann das Brackwasser gesäubert wurde und der Wassertourismus Einzug hielt, seht Ihr in der gesamten Dokumentation in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: Screenshot MDR