Massengrab in der City, Urnen-Fahrt mit Lastenrad: Leipziger Museum zeigt Ausstellung über den Tod
Leipzig - Nur der Tod ist sicher - das wussten auch bereits die Leipziger der zurückliegenden Jahrzehnte. Wie sich die Bewohner der Messestadt vor Hunderten von Jahren mit dem Thema des Lebensendes beschäftigt haben und welche Spuren davon noch heute in Leipzig zu sehen sind, könnt Ihr in der neuen Ausstellung "R.I.P - Die letzte Adresse" im Stadtgeschichtlichen Museum erfahren.
Der Tod in Kunst, Handwerk und Zahlen - die neue Ausstellung macht einen Streifzug quer durch die Stadtgeschichte von Leipzig und belichtetet alle Aspekte des (Ab-)Lebens der Bewohner der Messestadt.
So wurden die Toten zunächst beispielsweise stets in Leipziger Kirchhöfen begraben, um sie nahe bei ihren Angehörigen zu halten - zumindest so lange, bis Seuchen und das Bevölkerungswachstum Überhand nahmen und eine Auslagerung der Leichen vor die Tore der Stadt unausweichlich machten.
Die Ausstellung wartet mit einigen sehr anschaulichen Relikten aus früheren Zeiten auf, etwa Bildern und dekorativen Elementen, die aus den Haaren der Verstorbenen gefertigt wurden.
Es finden sich rechnerische Vergleiche der Kosten einer Beerdigung in den früheren Jahrhunderten und heute, außerdem Kunstwerke wie etwa von Max Klinger (*1857, †1920), die sich mit der damaligen Vorstellung von Tod beschäftigten.
Auch moderne Formen der Bestattung werden beleuchtet - etwa die unkonventionelle Beförderung von Urnen mit dem Lastenfahrrad durch das Leipziger Stadtgebiet.
Ausstellung trifft Nerv von WGT-Besuchern
Ergänzt werden die Schautafeln von audiovisuellen Interviews mit Menschen in todesnahen Berufen - etwa eine Trauerrednerin, die sich auf weltliche Abschiedszeremonien spezialisiert hat oder ein junger Bestatter, der sich gegen die Floskel "Mein Beileid" wehrt. Auch ein Imam oder ein evangelischer Pfarrer kommen zu Wort.
Nach einem etwa einstündigen Rundgang hat man einen nicht nur oberflächlichen Einblick in den Umgang der Leipziger mit dem Tod gewonnen und hat auch sicherlich Unbekanntes über die Messestadt erfahren.
Wusstet Ihr etwa, dass der Rodelberg im Friedenspark aus den alten Grabsteinen des ehemaligen Neuen Johannisfriedhof besteht? Oder dass noch in den 90ern bei Bauarbeiten am Brühl ein Massengrab mit knapp 100 Opfern der Völkerschlacht ausgehoben worden war?
Die Ausstellung geht noch bis einschließlich 1. September 2024 und ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.
Zum Wave-Gotik-Treffen rund um Pfingsten dürften hier wohl einige thematisch interessierte Besucher ein und aus gehen. Der Eintritt liegt bei sechs Euro, drei Euro ermäßigt, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre können die Ausstellung kostenfrei besuchen. Mehr Infos bekommt Ihr auf der Website des Stadtgeschichtlichen Museums.
Titelfoto: Bildmontage: Stadtgeschichtliches Museum/ Markus Scholz