Doku über Musik der 90er: "Eine unglaubliche Energie, die uns heute ein bisschen fehlt"

Leipzig - In einer vierteiligen Doku-Serie zeigt der MDR das Leben im Osten zur Nachwendezeit. Im Vordergrund steht dabei die Musik. Allgemein geht es jedoch auch um eine Energie, die der Produzentin der Doku zufolge heute fehlt.

Eurodance, Grunge, Techno, Ostrock - in einer Doku erweckt der MDR die Musik der 90er wieder zum Leben und wirft einen intimen Blick auf die Jugend, die sie zelebrierte.
Eurodance, Grunge, Techno, Ostrock - in einer Doku erweckt der MDR die Musik der 90er wieder zum Leben und wirft einen intimen Blick auf die Jugend, die sie zelebrierte.  © MDR/Adrian Groß

Die Zeit für Filme ist in der Dokumentarfilm-Branche meist knapp. "Die Themen haben meist eine gewisse Aktualität und müssen deshalb schnell gesendet werden", sagte die Geschäftsführerin der Produktionsfirma Ufa Documentary, Gwendolin Szyszkowitz-Schwingel.

Am 28. Mai (20.15 Uhr) läuft im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) hingegen eine Produktion der Ufa Doc, die in die Vergangenheit blickt: Der 90-minütige Dokumentarfillm "Jung wild grenzenlos – Wochenende in den 90ern". Vorab ist der Streifen zudem bereits als vierteilige Dokuserie in der ARD-Mediathek zu sehen.

Hier geht es - wie die Namen der einzelnen Folgen schon verraten - um Musik: Alternative, Disco, Techno und Ostrock. "Wir haben zum Beispiel in Leipzig in der Distillery gedreht und viel in Berlin", sagte Szyszkowitz-Schwingel.

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Es habe eine ganze Weile gedauert, bis die Serie, deren Regie der Autor Alexander Kühne und Produzentin Kathrin Schwiering führten, fertig entwickelt war, so Szyszkowitz-Schwingel.

Doku über die Musikszene nach der Wende: Viele Clubs existieren heute nicht mehr

Mit der Wende fielen plötzlich Beschränkungen und Verbote, aber auch alte Strukturen zerbrachen. Der Hunger nach Vergnügen habe jedoch die Existenzängste der meisten 16- bis 26-Jährigen verdrängt. Die Lebensfreude der Pubertät traf auf gesellschaftlichen Umbruch.
Mit der Wende fielen plötzlich Beschränkungen und Verbote, aber auch alte Strukturen zerbrachen. Der Hunger nach Vergnügen habe jedoch die Existenzängste der meisten 16- bis 26-Jährigen verdrängt. Die Lebensfreude der Pubertät traf auf gesellschaftlichen Umbruch.  © MDR/Adrian Groß

"Die Entwicklung der Serie, vor allem das Casten, hat viel Zeit in Anspruch genommen, weil wir Protagonistinnen und Protagonisten im Heute interviewt haben und dann ihre jungen Alter-Egos finden mussten", erklärte Szyszkowitz-Schwingel.

Da kein Budget für ein großes Casting vorhanden gewesen sei, habe das Team Schauspielerinnen und Schauspieler unter anderem im Bekanntenkreis gesucht und ausgewählt.

Für die Dreharbeiten sei das Team im vergangenen Jahr durch die Lande gefahren, um Drehorte zu finden. "Viele der damaligen Discos und Clubs sind mittlerweile Möbelhäuser, Parkhäuser oder ganz weg. Auch dafür sind wir einfach durch die Regionen gereist, haben uns durchgefragt."

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Es gehe um Energie und um Aufbruch in den Jahren der Nachwendezeit: "Ich war damals ein Teenie und habe in Österreich gelebt. Ich kann mir aber vorstellen, dass in dieser Zeit alles möglich war und gleichzeitig ist ganz viel zusammengebrochen", sagte die Produzentin.

Bei den Menschen habe das eine unglaubliche Lust zu Feiern hervorgerufen. "Eine unglaubliche Energie, die uns heute ein bisschen fehlt."

In der Doku kommen auch ostdeutsche Künstler zu Wort, die die Zeit geprägt haben. So erinnere sich Paul van Dyk (51), wie er fast Tischler geworden wäre, sich dann aber für eine DJ-Karriere entschied.
In der Doku kommen auch ostdeutsche Künstler zu Wort, die die Zeit geprägt haben. So erinnere sich Paul van Dyk (51), wie er fast Tischler geworden wäre, sich dann aber für eine DJ-Karriere entschied.  © MDR/Phil Dera

Neben "Jung wild grenzenlos – Wochenende in den 90ern" produzierte die Ufa gemeinsam mit dem MDR unter anderem auch den Film "Lugau City Lights – Ein DDR Dorf schreibt Popgeschichte". Auch an der Produktion der Dokumentation "Sam - ein Sachse" war die Dokumentarfilm-Tochter der Ufa beteiligt.

Titelfoto: MDR/Adrian Groß

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