Neues Projekt "Green Kayak" in Leipzig: Beim Paddeln tonnenweise Müll sammeln

Leipzig/Kopenhagen - Jeder darf sich kostenlos ein Paddelboot ausleihen - aber muss auf seiner Tour Müll sammeln. Diese Mischung aus Freizeitspaß und Umweltschutz klingt ebenso einfach wie sinnvoll.

Die Boote sind mit Eimern und Müllgreifern ausgestattet.
Die Boote sind mit Eimern und Müllgreifern ausgestattet.  © Hendrik Schmidt/dpa

Sie stammt aus Kopenhagen und wird aktuell in sechs Staaten umgesetzt: Dänemark, Norwegen, Finnland, Schweden, Japan und Deutschland. In Deutschland gibt es das Projekt mit dem Namen "Green Kayak" bisher in Berlin, Hamburg und Leipzig. Es soll aber mehr und mehr Fuß fassen.

Ausgestattet sind die grünen Boote unter anderem mit einem großen Eimer und zwei Müllgreifern. Eine Gewässerkarte gibt Auskunft, welche Bereiche nicht befahren werden sollten, um Vögel oder Pflanzen zu schützen. Im Anschluss an jede Tour wird die jeweils gesammelte Müllmenge gewogen und registriert.

Beim Spaziergang entlang der Leipziger Wasserwege fällt auf: Die Gewässer wirken außergewöhnlich sauber. Bei "Green Kayak" steigen Freiwillige in der gewässerreichen Großstadt seit einiger Zeit in die leuchtend grünen Kajaks und sammeln Müll aus den Flüssen und Kanälen.

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Birgit Paul vom Verein Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland, die das Projekt in Leipzig initiiert hat, ist begeistert von den Ergebnissen seit dem Start im Mai.

"In den ersten zwei Monaten haben 116 Paddler und Paddlerinnen 206 Kilogramm Müll gesammelt." Während der Fußball-Europameisterschaft in Leipzig holten die Helfer vor allem Bierflaschen, Dosen und Plastikverpackungen aus dem Wasser. "Da war wirklich viel zu tun", sagt Paul.

Projekt soll nach Halle, Jena und Dresden ausgeweitet werden

Für zwei Stunden könnt Ihr mit dem "Green Kayak" kostenfrei durch die Gewässer Leipzigs paddeln. Ziel ist es, auf der Strecke Müll einzusammeln.
Für zwei Stunden könnt Ihr mit dem "Green Kayak" kostenfrei durch die Gewässer Leipzigs paddeln. Ziel ist es, auf der Strecke Müll einzusammeln.  © Hendrik Schmidt/dpa

Die Stadt Leipzig schätzt, dass jährlich etwa 20 bis 25 Tonnen Müll in den mittelgroßen Gewässern anfallen und entsorgt werden müssen.

Laut Stadtverwaltung hat die Vermüllung in den vergangenen Jahren zugenommen. Der Verein Gemeinwohl-Ökonomie Mitteldeutschland will im kommenden Jahr weitere Boote in Dresden und Halle anbieten - und im darauffolgenden Jahr auch in Jena.

Alle drei Städte begrüßen die Initiative. Doch bevor Menschen in Dresden, Halle, Jena oder anderen Orten in den grünen Booten paddeln können, muss der Verein noch Sponsoren finden.

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Oke Carstensen, Mitgründer der dänischen NGO "Green Kayak", der das Projekt 2017 nach seinem Masterstudium in Kopenhagen mit einem Freund gestartet hat, freut sich über den guten Start in Leipzig.

"Gar nicht schlecht für eine komplett neue Stadt. Die hohe Nachfrage hat uns wirklich positiv überrascht."

Plastikverpackungen oder Zigarettenstummel besonders häufig

Unter anderem in Hamburg und Berlin erfreut sich das Projekt großer Beliebtheit.
Unter anderem in Hamburg und Berlin erfreut sich das Projekt großer Beliebtheit.  © Hendrik Schmidt/dpa

Insgesamt werden laut Carstensen an allen Standorten jährlich rund 20 Tonnen Müll gesammelt.

In Berlin zum Beispiel seien 2023 rund 1900 Kilo Müll aus dem Wasser geholt worden. Die häufigsten Abfälle sind Konsumprodukte wie Plastikverpackungen oder Zigarettenstummel.

"Wir haben aber auch schon Fahrräder, Elektroscooter oder sogar Schmuck aus dem Wasser geholt", berichtet der Däne. Auch Kleidungsstücke seien keine Seltenheit.

Ein wichtiges Ziel des Projekts sei es, Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten die Nutzung der Kajaks kostenlos zu ermöglichen, erklärt Carstensen. "Uns ist wichtig, dass das Angebot gratis ist und bleibt, damit jeder, der sich für die Umwelt engagieren möchte, aktiv mitmachen kann."

Schließlich werde der Müll von Menschen verursacht und die Umwelt mache keinen Unterschied zwischen Arm und Reich.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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