ER lüftet das letzte Geheimnis von Sachsens ältester Pest-Leiche

Leipzig - Seinen Doktortitel wird Gunnar Neumann wohl erst in ein paar Monaten erhalten. Doch schon jetzt steht fest, dass der 43-Jährige eine herausragende Entdeckung mitzuverantworten hat: die Existenz der Pest auch in Mitteleuropa bereits 3000 Jahre vor Christus!

Doktorand Gunnar Neumann (43).
Doktorand Gunnar Neumann (43).  © Christian Kielmann

"Yersinia pestis" nennt sich das Bakterium, das den Menschen immer wieder fürchterliche Pandemien beschert hat. Bislang war es fürs Mittelalter nachweisbar, wovon Aufzeichnungen zeugen.

"Auch die Pest, die Ende des 19. Jahrhunderts in China ihren Ausgang nahm, ist dokumentiert. Ebenso die von 540 bis 750", so Doktorand Neumann.

Selbst über eine Pandemie in der Bronzezeit weiß man Bescheid. Doch für besagte Jungsteinzeit vor 5000 Jahren gab es nur Vermutungen.

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Daher fragten Neumann und andere Forscher seit 2017 international in der Archäologen-Szene an, die daraufhin Überreste von 250 Personen liefern konnte.

"Bei 17 gab es Treffer", so Neumann. Seiner fand sich im Ohrknochen eines Skeletts, das das Landesamt für Archäologie 1997 in Großstorkwitz südlich von Leipzig ausgebuddelt hatte.

Neumanns Kollegen wiesen aus den 17 Treffern für die Jungsteinzeit Pest in Böhmen, Spanien, Kasachstan und für die Mongolei nach. Nun wurde die Entdeckung in einem anerkannten wissenschaftlichen Journal veröffentlicht, womit sie "gilt".

Dieses Skelett aus der Nähe von Leipzig führte den Forscher auf die Spur.
Dieses Skelett aus der Nähe von Leipzig führte den Forscher auf die Spur.  © LfA
Der Schwarze Tod raffte im Mittelalter Millionen Menschen dahin.
Der Schwarze Tod raffte im Mittelalter Millionen Menschen dahin.  © imago images/UIG
In diesem Ort im Landkreis Leipzig wurden die Knochen 1997 gefunden. Damals ahnte noch niemand etwas von Pestspuren.
In diesem Ort im Landkreis Leipzig wurden die Knochen 1997 gefunden. Damals ahnte noch niemand etwas von Pestspuren.  © Ralf Seegers

Der gebürtige Hesse Neumann hat in Tübingen und Jena studiert, arbeitet aktuell am Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Seine Masterarbeit beschäftigte sich mit dem mittelalterlichen Pest-Erreger.

Titelfoto: Montage: LfA; Christian Kielmann

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