Neue Drogen-Anklage gegen Kinderzimmer-Dealer "Shiny Flakes"
Leipzig - Als "Kinderzimmer-Dealer" sorgte er 2015 für Aufsehen: Über sein Online-Drogenkaufhaus "Shiny Flakes" vertickte der damals 20-jährige Max S. fast eine Tonne Rauschgift. Offenbar hat es der Leipziger nun wieder getan. Die Staatsanwaltschaft erhob gegen ihn erneut Anklage wegen Drogenhandels im großen Stil.
Zu sieben Jahren Jugendhaft war Max im November 2015 verurteilt worden. Während der Haftzeit wurde er richtig berühmt. Denn sein Fall diente als Vorlage zur Netflix-Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)" (drei Staffeln).
In einer Netflix-Doku berichtete er zudem vor laufender Kamera nicht ohne Stolz, wie er von seinem Kinderzimmer aus "Shiny Flakes" zu einem der größten Drogenhandelsplätze im Netz machte - und immer wieder die Polizei an der Nase rumführte.
Was keiner wusste: Offenbar schon während der Dreharbeiten bastelte Max S. im offenen Vollzug in der JVA Leipzig am nächsten Drogen-Kaufhaus. So tauchte bereits 2019 im Darknet die Plattform "Candylove" auf, die später auch einen "Kundenfänger" im Clearnet hatte - mit to-Domain aus dem Königreich Tonga.
Den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zufolge soll Max der Kopf hinter "Candylove" sein, obgleich die am Landgericht eingereichte Anklage von bandenmäßigem Drogenhandel ausgeht.
Auch ein Rechtsanwalt soll Teil der "Candylove"-Bande sein
Neben ihm sind noch weitere vier Männer (23, 35, 39, 42) angeklagt, darunter ein Rechtsanwalt. Zwischen April 2019 und Januar 2021 sollen sie mit Drogen gehandelt haben. Die Anklage führt 16,5 Kilo Amphetamin, 2,5 Kilo Haschisch, 2 Kilo MDMA-Ecstasy, ein halbes Kilo Crystal, 350 Gramm Kokain sowie rund 1000 Psychopharmaka-Pillen auf.
Knapp 500 Sendungen mit Rauschgift sollen über den Onlineshop deutschlandweit per Post verschickt worden sein. Die Kunden bezahlten dafür in den Kryptowährungen Bitcoin und Monero. Als Drogenlager und Zentrale soll den Ermittlungen zufolge ein angemietetes Apartment in einer großen und anonymen Studentenapartment-Anlage an der Prager Straße in Leipzig gedient haben.
Kein Frankierungs-Fehler wie bei "Shiny Flakes" ließ den Drogenhandel diesmal auffliegen, sondern ein V-Mann aus dem Milieu. Nach dessen Hinweis machten Drogenfahnder Testkäufe und überführten so die Bande.
Max S. ist längst wieder auf freiem Fuß und jobbt legal im Lebensmittelhandel. Wie lange er auf seinen neuen Prozess warten muss, ist unklar. Bislang hat das Landgericht weder einen Eröffnungsbeschluss gefasst noch Termine festgelegt.
Titelfoto: Bildmontage: Screenshot Darknet, Ralf Seegers