DDR-Nostalgie in Halle 4: Schauspiel Leipzig zieht's zur Agra
Von Anke Brod
Leipzig - Eine Mischung aus Lost-Place-Charme und Theater-Feeling: Dieses Gefühl überkam TAG24 am Wochenende bei einer Vorab-Begehung von Halle 4 auf dem Leipziger Agra-Gelände. Von April bis Oktober will das "Schauspiel Leipzig" den urigen Ort vorübergehend als Spiel- und Probestätte nutzen. Die gewohnte Große Bühne in der City wird derweil technisch überholt.

Jene Interims-Spielstätte im Agra-Messepark in der Bornaischen Straße 210 bietet dem Auge architektonische und technische Spuren aus DDR-Zeiten. Halle 4 war Kultursaal der einst größten Landwirtschaftsausstellung in der DDR!
Schon bald schließen sich nun also die Kreise. Denn unter dem Wortspiel "ag(o)ra" soll der historische Ort zum Marktplatz von Geschichte und Geschichten werden. Der Titel ist angelehnt an die altgriechische Bezeichnung "Agora" als dem zentralen Versammlungsplatz einer Stadt.
"Es passte für uns vieles zusammen", erfuhr TAG24 bei der Führung seitens "Schauspiel Leipzig". In diesem Sinne geht sogleich am 24. April die Premiere von "Die Gläserne Kuh" über die Bühne. Allerdings sind in diesem Fall die "Bretter, die die Welt bedeuten", weniger zentral.
Wie zur "Prüfbegehung der Agra-Landwirtschaftsausstellung" im Jahre 1981 durch den "Staatsapparat" plant das Ensemble zusammen mit dem Publikum nämlich einen szenischen Rundgang über Teile des Geländes. Die Regie hat Falk Rößler.
Gläserne Kuh bleibt verschwunden

Wie es im Programm heißt, "steht ganz hinten, in Halle 18.1, zwischen Mähdrescherwiese und Rinderstall, die Gläserne Kuh". Als eine der Hauptattraktionen der Ausstellung zog jene lebensgroße Kuh-Figur mit transparenter Haut seinerzeit Interessierte aus aller Welt an. Heute ist sie verschwunden – und niemand weiß, wer sich das berühmte DDR-Relikt unter den Nagel gerissen hat.
Passend zur gesamten Szenerie soll bei alledem auch der ehemalige "Agra Club" Teil der Interims-Spielstätte von "Schauspiel Leipzig" sein.
Besagte Halle 4 selbst hat drei Teile und richtet sich größenmäßig an die Ansprüche jeweiliger Aufführungen.
Wer möchte, kann sich in den oberen "Rängen" überdies Uralt-Technik zu Gemüte führen. Dort stehen eindrucksvolle Filmvorführgeräte aus DDR-Zeiten. Ein altgedienter Technikraum ruft Erinnerungen an diese verflossene Ära ab.


Solltet Ihr nun auf den Theater- Geschmack gekommen sein, gibt es ist den "ag(o)ra"-Spielplan auf der Website des "Schauspiel Leipzig".
Titelfoto: Montage: Anke Brod