Brennende Autos, Goethe und die Prinzen: Meme-Seite "Leipzig Waste" nimmt die Messestadt aufs Korn
Leipzig - Ob "Die Prinzen" als Leipziger "Wu-Tang Clan" oder Christian Lindner, der nach dem Ampel-Aus im Kaufland Reudnitz arbeitet - Der Instagram-Account "Leipzig Waste" nimmt mit viel Humor das Leben in der Messestadt aufs Korn. Mehr als 15.000 Menschen folgen dem Account und feiern die Memes rund um Leipzigs Stadtteile, ihre Klischees und Geschichten. Was treibt die Betreiber an und wie soll es mit dem Kanal weitergehen?
Die Idee zu "Leipzig Waste" entstand bei einem Bier in der Kneipe, wie Alex (37) TAG24 berichtet. Alex ist der alleinige Betreiber des Accounts. Wer genau hinter dem Kanal steckt, will er vorerst jedoch geheim halten. Der Name wurde entsprechend für diesen Artikel geändert.
Vor "Leipzig Waste" hatte Alex bereits anderen Meme-Seiten zugearbeitet. "Die Idee war es, Leipzig mal den Spiegel vorzuhalten. Die Klischees aufzuzeigen und einfach für ein paar Lacher zu sorgen."
Erstes Ziel: Lindenau. "Ich finde, der Leipziger Westen wird immer leicht vergessen. Es hieß immer 'Die Georg-Schwarz-Straße, die kommt! Die kommt!', aber irgendwie passiert das nicht und nach dem Diakonissenkrankenhaus ist im Grunde Niemandsland. Das wollte ich darstellen."
Der Account wuchs zunächst eher gemächlich. Als Alex jedoch ein Reel über "Sozialpädagogen im Leipziger Süden" veröffentlichte, in dem maskierte Bad Boys zur Kindermusik von Simone Sommerland (49) tanzen, landete er einen Hit. Das Video ging viral, zählt inzwischen mehr als eine Million Views. "Da ging es richtig los."
"Sozialpädagogen im Leipziger Süden": Mit diesem Reel ging "Leipzig Waste" viral
"Leipzig Waste" über die Marotten der Messestadt: "Wo Licht ist, da ist auch Schatten"
Inzwischen hat sich "Leipzig Waste" eine treue Followerschaft aufgebaut. Sein Ziel sei es, seine Realität und die seiner Mitmenschen darzustellen, sagte Alex.
"Es ist eben ein Aufeinandertreffen von Mikrokosmen, die alle ihren eigenen Charakter haben und so zum Stadtbild beitragen. Connewitz und Plagwitz beispielsweise mögen sich von außen recht ähnlich sein. Die Leute, die da agieren, sind aber ganz unterschiedlich."
Dass jeder Stadtteil seine eigenen Marotten hat, gehöre für ihn dabei dazu. "Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Aber Leipzig ist schön. Es ist einfach eine schöne Stadt und sie hat ihren ganz eigenen Flair. Sie nimmt einen mit, man fühlt sich sofort aufgenommen. Vielleicht kommt das daher, dass es eine Messestadt ist.""
Alex ist fasziniert von der Historie seiner Heimat, sprach im Interview immer wieder über die Geschichte Leipzigs während der Zeit des Dritten Reichs und der DDR-Diktatur. Auch in seine Postings habe er schon versucht, die Stadtgeschichte einfließen zu lassen.
"Hundertwasser hat mal gesagt, wer seine Wurzeln vernichtet, kann nicht wachsen", zitiert er. "Ich finde das einfach unglaublich interessant, mich damit zu befassen."
"Dann höre ich auf": Wie es mit "Leipzig Waste" weitergehen soll
Geld verdient Alex mit seinem Account nicht, genießt es stattdessen, nicht auf Klicks angewiesen zu sein. "Mein Lohn ist, dass viele Leute kommen und sagen, ich hätte ihnen den Tag versüßt. Das ist großartig, wenn ich die Menschen damit zum Lachen bringen und den Tag für sie lustiger gestalten kann."
Seit einiger Zeit veranstaltet er einen Fragen-Freitag, um mit seinen Followern in Kontakt zu kommen. Immer wieder wird er dabei zu seiner Meinung über bestimmte Stadtteile gefragt. Hin und wieder sind jedoch auch persönliche Themen dabei.
Künftig wolle er weitere Formate ausprobieren und könne sich sogar Bar-Abende und Diskussionsrunden vorstellen. "Ich würde gern mal direkt mit den Leuten in Kontakt kommen. Im Internet ist es ja immer einfach, sich hinter dem Schleier der Anonymität zu verbergen."
Die Zukunft seiner Seite lasse er entspannt auf sich zukommen. "Ich beschreibe, wie gesagt, nur meine Realität. Dass ich damit Erfolg habe, liegt daran, dass es aktuell auf ein Echo trifft. Humor ist aber ständig im Wandel. Wenn die Leute irgendwann genug haben oder ich merke, dass alles gesagt ist, dann höre ich auf und dann ist das auch okay."
Titelfoto: Montage: Screenshots/instagram.com/leipzig_waste