Besonderer Erinnerungsort: Neuer Israelitischer Friedhof in Leipzig soll umgestaltet werden
Leipzig - Nach umfangreichen Messungen soll der Neue Israelitische Friedhof in Leipzig neugestaltet werden.
Ziel sei es, den etwas in Vergessenheit geratenen Friedhof aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und ihn als besonderen Erinnerungsort zu etablieren, sagte Eta Zachäus, Mitglied der Israelitischen Religionsgemeinde Leipzig.
"Im Laufe der wechselvollen Geschichte des Ortes fanden während der NS-Zeit schlecht dokumentierte Bestattungen und Urnenbeisetzungen statt, die nun aufgearbeitet und in die Neugestaltung des Ortes sensibel integriert werden müssen", erläuterte die 75-Jährige.
Dazu zählten vermutlich auch Kinderbestattungen und ein Gräberfeld mit geschändeten Grabsteinen des ersten jüdischen Friedhofs.
Mittels Bodenradarmessungen war es zuletzt Forschern der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig(HTWK) gelungen, einen Blick in den Untergrund zu werfen, ohne den Boden umzuschichten.
Nach dem Einmessen und den geophysikalischen Untersuchungen werden nun Pläne für eine Um- und Neugestaltung des Neuen Israelitischen Friedhofs erarbeitet.
Besondere Gräber sollen besser kenntlich gemacht werden
"Die in jüngerer Zeit frei angelegten Grabfelder sollen sich in ein schlüssiges Gesamtkonzept integrieren. Zudem werden Gräber mit besonderer historischer Bedeutung für Besuchende besser erkenntlich und zugänglich", sagte Ronald Scherzer-Heidenberger, HTWK-Professor für Regionalplanung und Städtebau.
Hochschulen hätten neben Lehre und Forschung auch die Mission, sich aktiv in der Stadtgesellschaft einzubringen, sagte Geotechnik-Professor Ralf Thiele. "Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, mit unserer Expertise und den modernen Geräten aus der Forschung zu helfen und Verantwortung zu übernehmen."
Der Neue Israelitische Friedhof war am 6. Mai 1928 nach jahrelanger Planung und dem Bau einer großen Feierhalle mit riesiger Betonkuppel eingeweiht worden.
1938 wurde die Halle während des November-Pogroms niedergebrannt. Im Jahre 1955 baute man eine neue Halle, die jedoch wesentlich kleiner ausfiel als das alte Bauwerk.
Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa