Annett Louisan im Interview: "Ich glaube, man braucht Humor fürs Älterwerden"
Leipzig - Anfang 2023 meldete sich Annett Louisan (46) mit ihrem neuen Album "Babyblue" zurück. Ende Oktober startet die gleichnamige Tour, die die "Das Spiel"-Sängerin auch nach Leipzig führt. TAG24 hat sie vorab zum Interview getroffen.
TAG24: Frau Louisan, im Februar ist Ihre neue Platte "Babyblue" erschienen. Ein Album über das Älterwerden, die Angst davor und das Akzeptieren dieser neuen Lebensphase. Wie viel Persönliches steckt darin? Haben Sie manchmal Angst vor dem Älterwerden?
Annett Louisan: Das sind ganz, ganz viele Gefühle, die da zusammenkommen. Für mich war es zunächst vor allem schlichtweg ein wichtiges Thema. Die Menschheit wird immer älter und die Leute reagieren da ganz unterschiedlich drauf. Einige haben Angst, andere gehen hingegen mit viel Humor an die Sache.
Ich selbst glaube ja, man braucht Humor fürs Älterwerden, aber es ist auch eine Riesenchance. Ich möchte nicht wieder zurück, wo ich mal war, sondern viel lieber dahin, wo ich noch nie war. So möchte ich das Altern betrachten. Natürlich hat das auch etwas mit Absicht und Veränderung zu tun. Es hilft allerdings auch nichts, sich dessen zu verschließen. All das habe ich versucht, durch verschiedene Themen und Geschichten auf dem Album zu bündeln.
TAG24: Also weniger Angst und vielmehr eine Chance zur Weiterentwicklung?
Annett Louisan: Genau, denn im Alter haben wir viel mehr die Chance dazu. Vielleicht sind die mittleren Jahre auch so Wachstumsjahre, in denen man erkennt: So viel Zeit haben wir nicht mehr, nutzt jetzt den Tag.
Annett Louisan: Darum geht es in ihrem Song "Die Fabelhafte Welt der Amnesie"
TAG24: Ich würde gern auf Ihr Lied "Die Fabelhafte Welt der Amnesie" zu sprechen kommen. Sie setzen sich darin mit dem Thema Verdrängung auseinander, beleuchten es von verschiedenen Perspektiven. Unter anderem singen Sie von Leuten, die zum Demonstrieren nach Berlin ziehen, dort "Wir sind das Volk" und "Ausländer raus" skandieren und dabei offenbar die Geschichte bereits verdrängt haben.
Annett Louisan: Ja, tatsächlich wollte ich mit dem Lied aber gar nicht so sehr die Menschen ansprechen, die beispielsweise losziehen und Asylheime anzünden, sondern gerade auch Leute wie Sie und mich, die versuchen, ein gutes Leben zu führen, empathisch zu sein und Rücksicht zu nehmen. Das ist manchmal ein schmaler Grad, den man da geht. Man will seine mentale Gesundheit schützen, aber auch nicht gleichgültig gegenüber dem Leid auf dieser Welt sein.
Manchmal ist es aber auch hart, allein schon den Alltag unter einen Hut zu bekommen. Das fordert viel Improvisation, vor allem von Menschen mit Kindern, die dann auch noch berufstätig sind.
Das ist schwer, aber trotzdem dürfen wir nicht gleichgültig sein und müssen für die Dinge einstehen, die uns wichtig sind.
Annett Louisan in Leipzig: Am 2. November zu Gast im Haus Auensee
TAG24: Werden Ihre Fans das Lied auch live zu hören bekommen?
Annett Louisan: Ja, das macht sehr viel Spaß, es live zu singen! Es ist wie für die Bühne gemacht und die Tour dreht sich ja um mein Album. Wir werden aber auch viele meiner Klassiker im Programm haben. Da freue ich mich drauf, die in einem neuen Gewand zu zeigen.
Ich bin aber auch nicht so, dass ich einen Song so sehr abwandle, dass man ihn gar nicht mehr erkennt. Es ist auch schön, auf der Bühne zu stehen und zu sehen, dass sich die Leute über ein älteres Stück freuen. Darüber hinaus werden wir auch das eine oder andere Cover spielen.
TAG24: Können Sie schon verraten, auf welche Cover sich Ihre Fans freuen dürfen?
Annett Louisan: Hm, neee (lacht). Also, ich habe ja zwei Cover-Alben veröffentlicht, davon wird bestimmt das eine oder andere Lied dabei sein. Davon abgesehen finde ich es aber auch interessant, mir das Repertoire von anderen Künstlern anzuschauen und mich auszuprobieren.
Annett Louisan tritt am 2. November im Haus Auensee auf. Tickets für das Konzert sind aktuell noch bei Eventim sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
Titelfoto: Semmel/Jim Rakete