Kräppelchen und Co.: Schausteller mit tragischer Vergangenheit kämpft sich mit Süßem durch die Pandemie
Mügeln - Corona hat Deutschland auch im Frühjahr noch fest im Griff, viele Branchen befinden sich in existenziellen Krisen. Auch Schausteller leiden extrem unter der Situation. Wie Rene Rumberger (42) aus Nordsachsen, der sich nach einem schweren Schicksalsschlag mit seiner Schmalzbäckerei durchschlägt – und dabei nie aufgibt!
Wer liebt sie nicht? Kräppelchen, Quarkbällchen, Waffeln – all die süßen Sachen, von denen man auf Volksfesten und Weihnachtsmärkten einfach nicht genug bekommen kann. Doch woher bekommt man die Leckereien, wenn solche Vergnügungen während der Einschränkungen nicht stattfinden dürfen?
Ganz einfach, in der Schmalzbäckerei von Rene Rumberger in Seelitz, einem Ortsteil der Kleinstadt Mügeln im Südosten des Landkreises Nordsachen. Er trotzt der Pandemie und öffnet seinen Verkaufswagen an den Wochenenden im Dorf.
Denn von nichts kommt schließlich nichts, dachte er sich im Winter und begann vor einigen Wochen mit seinem Wochenend-Hofverkauf.
Ein Kämpfer, wie schon so lange. Einfach war es in den vergangenen Jahren nicht für den 42-Jährigen. 2014 wurde eine durch einen Zeckenbiss ausgelöste Borreliose nicht rechtzeitig behandelt. Borrelien sind Bakterien, die das Nervensystem angreifen.
Das Ergebnis in seinem Fall: Eine inkomplette Querschnittslähmung zwang ihn in den Rollstuhl, der bis heute ein Teil seines Lebens ist und immer bleiben wird.
Früher Zirkusartist, heute Schmalzbäcker – aber immer mit Leidenschaft
Man sollte meinen, dass ein solcher Rückschlag einen Mann, der früher mit großer Leidenschaft einen eigenen kleinen Zirkus betrieben hat und ständig damit unterwegs war, zur Verzweiflung treiben könnte.
Doch an Aufgeben hat er dennoch niemals gedacht: "Mein Motto lautet: Hinfallen, Krone richten und wieder aufstehen!" Denn auch Jammern nütze ja nichts, davon werde seine Situation auch nicht besser. Und so eröffnete er 2016 seine Schmalzbäckerei.
Nur dank eines von der Krankenkasse bezahlten Orthesensystems kann Rene überhaupt als "Ein-Mann-Betrieb" funktionieren. Schließlich macht er alles von der Teigherstellung über die Produktion bis hin zum Verkauf selbst.
Ein Sensor in diesem System kann den Bewegungsablauf trotz Lähmung umsetzen – er kann, wenn er es trägt, laufen. "Ohne das System würde es nicht funktionieren", sagt er.
Und so kann er sich auch während Corona finanziell besser über Wasser halten. "Man kann jetzt nicht erwarten, dass man damit den großen Reichtum einfährt. Aber zumindest kann man davon Lebensmittel kaufen und die Lebenshaltungskosten aufbringen", so der gebürtige Harthaer.
Unterstützt wird er von seiner Tochter und, soweit möglich, von seiner Lebensgefährtin, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt.
Der Frühling kommt und das Softeis auch
Wer Lust auf allerhand süße Leckereien hat und mit Rene Rumberger einen Händler aus der Region unterstützen möchte, findet ihn immer samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr in seinem Verkaufswagen in der Waldstraße 3, 04769 Mügeln OT Seelitz.
Bald wird es sicher wieder wärmer, dann will er außerdem Softeis mit kreativen Toppings anbieten. Läuft das gut, möchte er seinen Stand auch freitags öffnen. Trotzdem hofft er natürlich, die süßen Leckereien bald wieder auf Festen aller Art verkaufen zu können.
Wenn Ihr Kräppelchen, Quarkbällchen oder auch hausgebackenen Kuchen für Geburtstage oder andere – hoffentlich bald wieder mögliche – Feste abholen möchtet, könnt Ihr auch einfach unter 01724475217 bei Rene Rumberger vorbestellen.
Titelfoto: Christian Grube