Haste Töne! Sächsischer Rentner sammelt selbst spielende Instrumente

Leipzig - Ein Haus voller Geister - aber sie spuken nicht, sie spielen. Und zwar Musik. In der Eisenmühle Elstertrebnitz bringt Jost Mucheyer (71) Instrumente zum Klingen, die ganz ohne Musiker auskommen. Klaviere, Orgeln, ganze Orchester - sie alle spielen von selbst, wie durch Zauberhand.

Seit rund 50 Jahren sammelt Jost Mucheyer (71) selbst spielende Musikinstrumente.
Seit rund 50 Jahren sammelt Jost Mucheyer (71) selbst spielende Musikinstrumente.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

"Ich habe mit 18 bei einem Trödler ein Klavier gesehen, da war so ein kleines Schiebetürchen mit einer Papierrolle drin. Ich wusste gar nicht, was das ist - bis er's mir erklärt hat", erinnert sich Mucheyer.

Kurz darauf entdeckte er in Spanien sein erstes selbst spielendes Klavier unter dem Vordach eines Hauses. "Das war mein Einstieg. Aber ich hab's später verkauft - weil ich heute nur noch deutsche Instrumente sammle."

Inzwischen besitzt er über 200 selbst spielende Instrumente - und zeigt sie in seiner Instrumentensammlung im Anbau der Mühle. Das Ganze ist sein Hobby, aber mit Leidenschaft gemacht: "Ich freue mich über jeden, der kommt. Viele wissen gar nicht, dass es so etwas hier gibt, und sind dann ganz begeistert."

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Die meisten Stücke stammen aus Leipzig, das um 1900 europäisches Zentrum für Musikautomaten war. "Deshalb bin ich vor 17 Jahren aus Stuttgart hierhergezogen. Die Instrumente sollten zurück in ihre Heimat."

Zu den besonderen Schätzen zählt ein selbst spielender Steinway-Flügel von 1922 mit Originalaufnahmen von Komponisten wie Max Reger.

Der in Freiburg gebaute Steinway-Welte-Flügel funktioniert auch heute noch und klingt laut dem Sammler unfassbar schön.
Der in Freiburg gebaute Steinway-Welte-Flügel funktioniert auch heute noch und klingt laut dem Sammler unfassbar schön.  © Waltraud Grubitzsch/dpa
Das 2,70 Meter hohe und zwei Meter breite Sinfonie-Jazz-Orchestrion ist von der Leipziger Firma Hupfeld.
Das 2,70 Meter hohe und zwei Meter breite Sinfonie-Jazz-Orchestrion ist von der Leipziger Firma Hupfeld.  © Waltraud Grubitzsch/dpa

In diesem Museum ist Musik drin ...

Und wie funktioniert das? In den Instrumenten steckt eine gelochte Papierrolle - wie ein Musikprogramm. Beim Abspielen wird Luft durch die Löcher gesaugt. Jedes Loch steht für eine bestimmte Taste, die dadurch automatisch gedrückt wird. "Man kann sogar steuern, ob der Ton leise oder laut klingt - wie bei einem echten Pianisten."

Eine Führung kostet 10 Euro, dauert rund 90 Minuten und zeigt etwa 18 Instrumente in Aktion. Man muss sich jedoch vorher anmelden, denn Jost Mucheyer macht das alles selbst und erzählt gerne die Geschichten, die hinter den mechanischen Wundern stecken.

Titelfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa

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