Grausamer Tod: Erneut sterben in Leipzig Vögel durch Bauschaum!
Von Anke Brod
Leipzig – Unfassbares Tierleid in Leipzig: An einer Hauswand im Stadtteil Wiederitzsch spachtelten Arbeiter am Dienstag Vogel-Bruthöhlen mit Bauschaum zu! Etliche Tiere erstickten grausam in diesem Mauergefängnis. So etwas sei in der Messestadt kein Einzelfall, warnt nun die Leipziger Wildvogelhilfe.
"Es passiert immer wieder, ich kann die Behauptungen der Handwerker nicht mehr hören", macht Karsten Peterlein (47) von der Leipziger Wildvogelhilfe seinem Ärger gegenüber TAG24 Luft.
Angeblich seien auch diesmal keine Vögel und Nester im Mauerwerk zu sehen gewesen, habe man ihnen in Wiederitzsch auftischen wollen, berichtet der Vogelretter.
Dabei dauere es bei Bruthöhlen keine fünf Minuten, und die Vogeleltern kämen an die Löcher geflogen, um den Kleinen Nahrung zu bringen. Selbst bei aufgebauter Hubbühne würden sie aufgeregt umherflattern.
"Wer das ignoriert und dennoch Bruthöhlen verspachtelt, ist ein Tiermörder", bringt Peterlein die Sache scharf auf den Punkt. Wütend sagt er: "Wir haben es so satt, das ist für uns ehrenamtliche Vogelretter kaum auszuhalten."
Und er wird deutlich: "Dieser Anblick, wenn wir den Bauschaum aus dem Höhlen kratzen und die verklebten, schwer verletzten oder toten Vogel bergen müssen..." Es mache fassungslos und traurig. "Aber wir funktionieren in diesen Momenten ja irgendwie und wollen natürlich die Vögel retten", ergänzt er ohnmächtig.
Fünf von acht gefundenen Jungtieren tot
Demnach hatten aufmerksame Nachbarn am Dienstag den Tierfrevel in Wiederitzsch beobachtet und besorgt die Leipziger Wildvogelhilfe alarmiert. Die Vogelretter eilten herbei: Es waren bereits die Fassadenlöcher dicht, in die kurz zuvor noch Vögel einflogen!
"An drei mit Bauschaum verschlossenen Höhlen sah man vergebliche Anflüge von Staren mit Nahrung im Schnabel", schildert Peterlein, ein Zeichen von hungrigem Nachwuchs!
"Nach dem Öffnen der Mauerstellen sahen wir dann die Nester mit Tieren", beschreibt der Vogelretter die unfassbare Tat. In zweien der sechs Bruthöhlen lagen seinen Beobachtungen zufolge nackte und schon eiskalte Jungstare.
Fünf der acht vorgefundenen Jungtiere waren bei alledem tragischerweise bereits qualvoll an Bauschaum erstickt - oder unterkühlt gestorben. Drei überlebende Exemplare seien mit ausgehärtetem Material verklebt gewesen.
"Immobilienverwaltungen und Baufirmen setzen sich wiederholt über Natur- und Tierschutzgesetze hinweg, schrecken auch vor Tierquälerei nicht zurück", verdeutlicht Karsten Peterlein.
Vogelretter fordern ökologische Baubegleitung
Die Wildvogelhilfe fordert nun die verbindliche, ökologische Begleitung durch fachlich versierte Menschen bei allen Bau- und Sanierungsarbeiten.
Da die Höhlengänge der Vögel in Mauern bis zu einem Meter lang sein könnten, müssten alle Öffnungen akribisch per Teleskopkamera untersucht werden, so die Ansage. Niemals dürften Höhlen in der Brutzeit verschlossen werden!
"Wir bringen den Fall zur Anzeige", verkündete die Wildvogelhilfe jetzt entschlossen. Die Bitte der Vogelretter: Haltet zur laufenden Brutzeit alle mit die Augen auf!
Titelfoto: Montage: Wildvogelhilfe Leipzig