Gegen "Spenden": Polizistin soll 265 geklaute Fahrräder vertickt haben
Leipzig - Im Korruptionsskandal um gestohlene Fahrräder bei der Polizei hat die Generalstaatsanwaltschaft die ehemalige Asservatenverantwortliche der Zentralen Bearbeitung Fahrradkriminalität (ZentraB), Anke S. (45), wegen Bestechlichkeit, Diebstahls und Urkundenfälschung angeklagt.
Es ist nach über zweieinhalb Jahren Ermittlungsarbeit die erste Anklage im sogenannten "Fahrradgate" der Polizei. Anke S., die in Leipzig für die Aufbewahrung der nach Diebstählen sichergestellten Fahrräder verantwortlich war, soll demnach 265 Drahtesel illegal an Kollegen, deren Verwandtschaft und Justizbeschäftigte vertickt haben.
Von den Abnehmern soll die Polizeihauptmeisterin zumeist eine "Spende" von 50 Euro verlangt haben. Laut Anklage hat sich die Beamtin davon mindestens 4795 Euro in die eigene Tasche gesteckt.
Konkret wirft die Generalstaatsanwaltschaft Anke S. Bestechlichkeit, Diebstahl und Verwahrungsbruch in 96 Fällen sowie in sieben Fällen Urkundenfälschung vor.
Im Erwerber-Verfahren ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft aktuell noch gegen 87 Polizeibeamte, 49 Verwandte und Freunde von Polizisten sowie gegen zwei Beschäftigte der Staatsanwaltschaft Leipzig.
Das Vorgesetzten-Verfahren läuft weiterhin gegen drei Polizeiführer und einen ehemaligen Polizeibeamten, der heute CDU-Bürgermeister einer nordsächsischen Stadt ist. Gegen sie wird wegen Strafvereitelung im Amt ermittelt.
Titelfoto: Tino Plunert