Ein wartender Schatz: Das hat es mit der Bibliothek eines Theologen aus dem Leipziger Umland auf sich
Zeitz - Zur Reformationszeit war Julius Pflug ein bedeutender Theologe, der seine Gedanken auch in Büchern festhielt. Inhaltlich hat bis heute jedoch noch niemand wirklich auf seinen Schatz geschaut.
Zahlreiche restaurierte Bücher schlummern in der Bibliothek des Theologen Julius Pflug und warten darauf, näher betrachtet zu werden.
"In viele der Bücher hat Pflug auch selbst reingeschrieben - seine Gedanken, Verbesserungen, Ergänzungen. Das ist wirklich etwas Besonderes. Man kann richtig sehen, wie er mit den Büchern gearbeitet hat", sagte Bibliothekarin Cordula Strehl.
Konzepte, Mitschriften, Auszüge - der gesamte Nachlass, der heute in der Stiftsbibliothek in Zeitz aufbewahrt werde, verrate auch eine Menge darüber, wie Pflug Ökumene gedacht habe.
Der Theologe kam 1499 als Sohn einer Adelsfamilie im Leipziger Umland zur Welt. Schon als Kind war er sprachbegabt und vielseitig interessiert. Zur Ausbildung war er an den Universitäten in Leipzig, Bologna und Padua, zog anschließend durch viele Städte, wo er auch einige Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kirche und gesellschaftlichem Leben kennenlernte.
Auch Philipp Melanchthon (1497-1560) und Martin Luther (1483-1546) zählten dazu. In 50 Jahren sammelte er eine Vielzahl von Stücken der mitteleuropäischen Schrift- und Buchproduktion aus dem 5. bis 19. Jahrhundert. Darunter sind auch Werke von Aristoteles, Cicero und Homer.
Pflug ließ auf dem Einschlag häufig seinen Namen einarbeiten
Dass der letzte katholische Bischof der Diözese Naumburg, der letzte Fürstbischof des Hochstifts Naumburg und Brückenbauer zu Zeiten der Reformation auch an anderen Themen interessiert war, spiegelt sich in der Bibliothek wider, die er hinterlassen hat.
"Vor allem mit Astronomie, aber auch mit Geografie, Philosophie, Medizin und Mathematik hat er sich neben der Theologie beschäftigt", sagte Strehl. Zu Lebzeiten Pflugs waren Bücher noch echte Schätze.
So brachte Pflug einzelne Stücke von Reisen mit, bekam andere von Bekannten zugesendet. Insgesamt soll Pflug mit rund 300 Menschen korrespondiert haben.
Zu erkennen, dass ein Buch zu Pflugs Sammlung gehörte, ist nicht immer schwer. Der Theologe ließ häufig auf dem Einschlag auch seinen Namen einarbeiten. Schlägt man die Schriftstücke auf, findet man darin neben Pflugs Handschrift auch farbige Bilder, Skizzen und aufwendige Übersetzungen in mehrere Sprachen.
Den Schatz Pflugs will Zeitz mit der Welt teilen
"Uns ist wichtig, dieses Kulturgut und das Wissen in die Zukunft zu tragen", sagte Projektkoordinator Joachim Säckl. Ab 2019 wurden zahlreiche Bücher restauriert. Lederne Einschläge wurden stabilisiert, gerissene Seiten repariert, Bindungen erneuert.
"Da sind wir hier in Zeitz in einer wirklich guten Region zu Hause. Immerhin ist Leipzig als Zentrum des Buchwesens nicht weit. Dort gibt es viele Restauratorinnen und Restauratoren, die uns dabei geholfen haben, die Bücher zu sichern."
Heute ist kein Buch mehr akut gefährdet. "Irgendwann wäre denkbar, dass die Handschriften von Pflug auch inhaltlich untersucht werden", sagte Strehl. Das sei bislang nicht geschehen.
Außerdem soll die Sammlung digitalisiert werden und so noch besser nutzbar werden. "Nutzen kann man die Bücher jetzt auch schon, aber vor allem hier vor Ort. Da es eine Bibliothek ist, die auch für die Öffentlichkeit bestimmt ist, können Interessierte gerne vorbeikommen."
Zwar stehe die Instandhaltung der Sammlung derzeit noch im Mittelpunkt. Dennoch: Den Schatz Pflugs will Zeitz mit der Welt teilen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa