Unser EM-Stadion in Leipzig: Eigentlich sollte es an diesem berühmten Ort stehen
Leipzig - Als eines von zehn Stadien zählt die Red Bull Arena zu den Austragungsorten der anstehenden Fußball-EM in Deutschland. Der heute von RB Leipzig genutzte Spielort ist schwer geschichtsträchtig. Und sollte ursprünglich an einer ganz anderen Stelle errichtet werden.
Leipzig ist nicht nur Messe-, sondern auch Sportstadt durch und durch. 1900 wurde hier der Deutsche Fußball-Bund (DFB), heute weltweit größter nationaler Sportfachverband, gegründet. 1902 wurde der VfB Leipzig erster Deutscher Meister. Auch für Turnveranstaltungen war Leipzig weltweit bekannt.
"Du hattest nicht viel. Was du hattest in der DDR, war der Sport", sagt Perry Bräutigam (61) in der MDR-Sendung "Der Osten - Entdecke wo du lebst". "Damit haben wir uns als DDR definiert. Ansonsten hatten wir weltweit keine Anerkennung", so der DDR-Nationaltorhüter, der der heutige Klub-Repräsentant von RB Leipzig ist.
Das Zentralstadion, erbaut von 180.000 Freiwilligen aus den Kriegstrümmern der Stadt und 1956 fertiggestellt nach nur 15 Monaten Bauzeit, sollte einst gar nicht am heutigen Elsterflutbecken entstehen. Denn eigentlich war ein nationales Stadion vor dem Völkerschlachtdenkmal geplant, weiß Dr. Gerlinde Rohr vom Förderverein Sächsisches Sportmuseum Leipzig.
Als "Stadion der Hunderttausend" bezeichnete DDR-Staatsoberhaupt Walter Ulbricht (†1973) die Stätte, in der zwei Wochen nach der offiziellen Eröffnung - es standen sich Ungarn-Meister Honved Budapest und DDR-Meister SC Wismut Karl-Marx-Stadt gegenüber - nun das heutige Chemnitz gegen West-Macht 1. FC Kaiserslautern spielte. Vor wahrscheinlich bis zu 120.000 Zuschauern, die ein Jahrhunderttor per Hacke von Fritz Walter (†2002) sahen.
Eusebio und Maradona spielten im Zentralstadion, Michael Jackson und die Rolling Stones sangen hier
23 Meter hoch war der aus Kriegstrümmern errichtete Wall des Zentralstadions, der von Sportvereinen gern für Treppenläufe genutzt wurde. "Da warst du bei einem Mal schon kaputt, wenn du bis hoch gelaufen bist", erinnert sich Perry Bräutigam noch heute an die Tortur.
Auch viele Fußballstars gaben sich die Ehre. 1966 spielte Eusebio (†2014) mit Benfica hier, verlor gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig 1:3. 1987 warf Lok Girondins Bordeaux im Halbfinale des Cups der Pokalsieger raus. Ein Jahr später war der SSC Neapel mit Legende Diego Armando Maradona (†2020) zu Gast.
Aber auch viele Musiker wurden im Zentralstadion nach dem Mauerfall gefeiert. Die Rolling Stones waren da, Michael Jackson, Bruce Springsteen, Marius Müller-Westernhagen, Sandra und Falco auch.
Einer der Ersten in der anlässlich der WM 2006 neu erbauten Arena war Beatles-Superstar Paul McCartney (81), der auf der Bühne sagte: "Guten Abend, Leipzig, endlich bin ich hier!"
Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappé und Luka Modrić kommen zur EM nach Leipzig
Die heutige Red Bull Arena konnte durch Finanzierungen von Bund, Freistaat, Stadt, aber auch Prof. Michael Kölmel (70) realisiert werden.
Der Unternehmer beteiligte sich dem Vernehmen nach mit etwa 27 Millionen Euro am zentrumsnahen 90-Millionen-Neubau: "Sie können zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit der Straßenbahn relativ leicht dorthin kommen - und das in Zeiten, wo die Innenstädte eher entvölkert werden", sagt Kölmel über das "Raumschiff, das in der Innenstadt gelandet ist".
Anlässlich der am Freitag startenden EM darf sich die Stadt übrigens auf einige Fußball-Kracher freuen. So kicken Cristiano Ronaldo (39), Kylian Mbappé (25) oder Luka Modrić (38) mit ihren Nationalteams hier.
Der MDR zeigt den Film am heutigen Dienstag ab 21 Uhr. Schon jetzt seht Ihr ihn auf Abruf in der Mediathek.
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/imagebroker ; Jan Woitas/dpa