CSD-Samstag in Leipzig: Zehntausende feiern Vielfalt - Nazi-Protest verboten
Leipzig - Als Gegenbewegung zur CSD-Parade am Samstag in Leipzig haben sich Hunderte Neo-Nazis aus ganz Deutschland angekündigt. Die Polizei war deshalb schon seit den Morgenstunden im Einsatz.
Während die Feierlichkeiten um den Christopher Street Day um 11.30 Uhr mit einer Kundgebung am Augustusplatz starteten, sammelten sich unterdessen schätzungsweise 300 Gegendemonstranten aus der rechten Szene im und um den Hauptbahnhof.
Unter dem Motto "Weiß, normal und hetero" sollte sich gesammelt und dann in die Innenstadt marschiert werden, um die CSD-Parade zu stören.
Weit kamen die mit Zügen angereisten Rechten allerdings nicht: Die Polizei kesselte sie auf Gleis 1 ein und führte Durchsuchungen nach potenziellen verbotenen Gegenständen durch. Auch die Personalien wurden kontrolliert.
Gegen 12 Uhr dann die Durchsage im Gebäude: Die Nazi-Demo wurde vom Anmelder für beendet erklärt, die Versammlungsbehörde hat zudem jegliche Ausweichveranstaltungen untersagt. Es bestehe der Verdacht auf Volksverhetzung, so die Polizei vor Ort. Die Menge habe zudem "ein teilweise aggressives bzw. militantes Verhalten" an den Tag gelegt.
Wurden die Demonstrierenden aus der Maßnahme entlassen, erhielten sie deshalb ein Aufenthaltsverbot für große Teile des Leipziger Stadtgebietes. Sie wurden von der Polizei zur Abreise zu den Zügen begleitet.
Sowohl vor dem Gebäude als auch auf Gleis 6 bildete sich während der Maßnahme linker Gegenproteste. Die gegnerischen Lager wurden von Gittern und Dutzenden Einsatzkräften voneinander getrennt gehalten. Am Samstag waren insgesamt mehr als 1000 Polizeibeamte im Einsatz.
Leipziger CSD erfreut sich großer Beliebtheit
Während die polizeiliche Maßnahme am Hauptbahnhof noch bis circa 18 Uhr andauerte, hatte sich der CSD-Aufzug wie geplant in den Mittagsstunden in Bewegung gesetzt.
Nach Schätzungen der Polizei umrundeten fast 20.000 Menschen gemeinsam die Leipziger Innenstadt, begleitet von mehreren Wagen, auf denen unter anderem ehemalige "Prince"- und "Princess Charming"-Teilnehmende der Menge einheizten.
Auch der politische Aspekt des Christopher Street Days wurde nicht aus den Augen verloren.
So trat beispielsweise Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt (58) bei der Kundgebung auf die Bühne und solidarisierte sich mit den Demonstrierenden und der LGBTQIA+-Community: "Du bist okay so wie du bist, du hier vorne und du hier hinten und du überall! Wir sind okay so wie wir sind!"
Im Rahmen der Parade, die am Abend friedlich und ohne große Zwischenfälle zu Ende ging, kam es zu Verkehrseinschränkungen in der Leipziger Innenstadt. In einem ersten Fazit zeigte sich die Polizeibehörde zufrieden mit den Geschehnissen am Samstag.
Erstmeldung um 12.23 Uhr; zuletzt aktualisiert um 19.09 Uhr
Titelfoto: Montage Privat ; EHL Media/Matthew Damarell