Jessica (†30) vom Ex getötet - ihre Kinder bekommt die Familie des Killers

Leipzig - Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch den gewalttätigen Übergriff eines Mannes. Auch in Sachsen hat sich wieder ein solcher Femizid ereignet, der zwei Kindern die Mutter nahm. Die Behörden informierten zwar kurz über den Tod der Leipzigerin, halten die Hintergründe jedoch unter der Decke.

In ihrer Vier-Raum-Wohnung in diesem Paunsdorfer Plattenbau wurde Jessica S. (†30) am 21. Mai ermordet. Trauernde Angehörige und Freunde haben an der Hauseingangstür Blumen und Kerzen niedergelegt.
In ihrer Vier-Raum-Wohnung in diesem Paunsdorfer Plattenbau wurde Jessica S. (†30) am 21. Mai ermordet. Trauernde Angehörige und Freunde haben an der Hauseingangstür Blumen und Kerzen niedergelegt.  © Bildmontage: Alexander Bischoff

Gerade mal 13 Zeilen war es der Polizei wert, über eine in Leipzig-Paunsdorf tot aufgefundene Frau und die Festnahme eines 40-Jährigen "aus dem Umfeld" zu informieren. Hinter der Kurzmeldung steht die tragische Geschichte der zweifachen Mutter Jessica S. (†30), die nach achtjähriger Beziehung von ihrem Ex-Partner Marcus K. ermordet wurde.

"Sie hatte sich von ihm getrennt und wollte aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen", heißt es aus der Familie des Opfers.

Der Handwerker habe dies jedoch nicht akzeptieren wollen. "Marcus war eifersüchtig, hat Jessica auf Schritt und Tritt überwacht", berichtete eine Angehörige gegenüber TAG24.

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Am 21. Mai geschah dann das Unfassbare: Zunächst soll Marcus K. den gemeinsamen Sohn (4) und Jessicas Tochter (10) aus einer Vorbeziehung zu seiner eigenen Mutter gebracht haben. Anschließend ging er in die Vier-Raum-Wohnung zurück und tötete seine einstige Liebe.

"Er hatte ihr schon vorher einmal gesagt, wenn er sie nicht haben kann, soll sie keiner kriegen ... Doch weder Jessica noch wir hätten jemals gedacht, dass dieser ruhige Mann ihr etwas antun könnte", erzählt ein Familienmitglied.

Statt Mord: Staatsanwaltschaft ermittelt zunächst "nur" wegen Totschlags

Auf dem Spendenportal "gofundme.com" sammelt die Familie Geld für ein würdiges Begräbnis und für juristischen Beistand.
Auf dem Spendenportal "gofundme.com" sammelt die Familie Geld für ein würdiges Begräbnis und für juristischen Beistand.  © Repro: Alexander Bischoff

Nach dem Mord vertraute sich Marcus K. offenbar seiner Mutter Gabriele (60) an. Sie war es auch, die die Leiche in der Wohnung fand und die Polizei alarmierte. "Das tut mir so leid, könnte ich doch nur alles rückgängig machen ...", sagte Gabriele K. am Telefon. Zu ihrem Sohn und dessen Beziehung zu Jessica wollte sie sich nicht äußern.

Die Polizei hat Marcus K. nach dem Leichenfund festgenommen, er sitzt in U-Haft.

Merkwürdig: Obwohl Eifersucht ein Mordmerkmal (niedriger Beweggrund) ist und die Begehungsweise für ein heimtückisches Vorgehen (zweites Mordmerkmal) spricht, wird gegen den Spross einer bekannten Unternehmerfamilie nicht wegen Mordes, sondern nur wegen Totschlags ermittelt. Eine Anfrage von TAG24 hierzu an die Staatsanwaltschaft blieb bis Sonntag unbeantwortet.

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Was die Familie des Opfers besonders schmerzt: Die Behörden haben verfügt, dass Jessicas Kinder bei der Familie des mutmaßlichen Mörders bleiben müssen. Sorge- und Aufenthaltsbestimmungsrecht übt aktuell Gabriele K. aus.

Um dagegen juristisch ankämpfen und Jessica ein würdiges Begräbnis finanzieren zu können, hat die Familie auf dem Portal gofundme.com eine Spendenaktion gestartet. Bis Sonntag waren dort bereits 2870 Euro zusammengekommen.

Nachtrag: In einer früheren Version dieses Artikels wurde der Tatverdächtige als Juniorchef eines bekannten Leipziger Handwerksbetriebes bezeichnet. Zwischenzeitlich meldete sich der Vater und Chef der Firma bei der Redaktion und erklärte, dass sein Sohn seit sechs Jahren nichts mehr mit der Firma zu tun habe. In einschlägigen Firmenverzeichnissen ist Marcus K. jedoch als Ansprechpartner des familiären Handwerksbetriebes aufgeführt. Auf Wunsch des Vaters hat sich die Redaktion entschlossen, die Formulierung zu ändern.

Titelfoto: Bildmontage: Alexander Bischoff

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