Neues vom Fahrrad-Skandal bei der Polizei: Großteil der geklauten Räder hätten an Vereine gehen sollen

Leipzig - Der Fahrrad-Skandal bei Sachsens Polizei - zweieinhalb Jahre dauern die Ermittlungen nun schon an. Anklagen oder Strafbefehle gibt es noch immer nicht. Dafür zwei Erkenntnisse: Die Zahl der Beschuldigten steigt weiter an. Und das Gros der aus der Asservatenstelle abgezweigten Räder hätte eigentlich an gemeinnützige Vereine gehen sollen.

Polizisten stehen vor sichergestellten Fahrrädern. In Leipzig haben sich zahlreiche Beamte an solchen Drahteseln bedient.
Polizisten stehen vor sichergestellten Fahrrädern. In Leipzig haben sich zahlreiche Beamte an solchen Drahteseln bedient.  © Tino Plunert

Immerhin: Am Verfahrensabschluss werde derzeit gearbeitet, teilte die Generalstaatsanwaltschaft auf TAG24-Anfrage mit. Teilweise seien die Ermittlungen bereits abgeschlossen und würden nun beim zuständigen Dezernenten zur finalen Beurteilung liegen, erklärte Behördensprecherin Sabine Wylegalla.

Dies dürfte vor allem das Hauptverfahren gegen die mutmaßlichen Drahtzieher der krummen Zweirad-Geschäfte betreffen.

Dies richtet sich gegen die Polizeibeamtin Anke S. (44), deren Vater Andreas E. (64), dessen Bekannte Ilona B. (61) sowie zwei Polizeiführer. Gegen sie wird unter anderem wegen des Verdachts des Betruges, der veruntreuenden Unterschlagung und der Vorteilsnahme ermittelt.

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Im sogenannten Erwerber-Verfahren gegen jene, die sich aus dem Pool sichergestellter Fahrräder bedient haben sollen, stieg die Anzahl der Verdächtigen auf insgesamt 187 Personen an.

Hier kam es aber bereits zu 47 Verfahrenseinstellungen.

Landespolizeipräsident Horst Kretzschmar hat im Zuge des Fahrradskandals bislang gegen 92 Polizeibeamte Disziplinarverfahren eingeleitet.
Landespolizeipräsident Horst Kretzschmar hat im Zuge des Fahrradskandals bislang gegen 92 Polizeibeamte Disziplinarverfahren eingeleitet.  © Tino Plunert
Hinter Stacheldraht: In diesen Lagerhallen des Polizeiverwaltungsamtes in Leipzig holten sich die meisten beschuldigten Polizisten ihre "Schnäppchen" ab.
Hinter Stacheldraht: In diesen Lagerhallen des Polizeiverwaltungsamtes in Leipzig holten sich die meisten beschuldigten Polizisten ihre "Schnäppchen" ab.  © Alexander Bischoff

Auch gegen Vorgesetzte und einen CDU-Bürgermeister wird ermittelt

Nach Angaben von Staatsanwältin Sabine Wylegalla hätte der Großteil der veruntreuten Räder eigentlich an gemeinnützige Vereine abgegeben werden sollen.
Nach Angaben von Staatsanwältin Sabine Wylegalla hätte der Großteil der veruntreuten Räder eigentlich an gemeinnützige Vereine abgegeben werden sollen.  © Generalstaatsanwaltschaft Dresden/Jürgen Lösel

Aktuell wird noch gegen 90 Polizeibeamte, 48 Bekannte und Familienangehörige von Polizisten sowie gegen zwei Justizangehörige ermittelt.

Im dritten, dem Vorgesetzten-Verfahren richten sich die Ermittlungen wegen Strafvereitelung im Amt gegen drei Polizeiführer und einen CDU-Bürgermeister, der früher mal Polizist war.

Interessant: Auf Anfrage stellte die Generalstaatsanwaltschaft klar, dass "die ganz überwiegende Zahl" der von Polizisten vertickten Fahrräder für eine Abgabe an gemeinnützige Vereine vorgesehen gewesen sei und nur ein geringer Teil verschrottet werden sollte. Die Polizei hatte dies bislang anders kommuniziert. Verfahrensgegenständlich sind demnach aktuell 384 Fahrräder.

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Bei einer internen Inventur 2019 war noch der Verbleib von über 1000 Fahrrädern und Fahrradteilen unklar.

Titelfoto: Tino Plunert

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