Mord & Totschlag 2021: Diese blutigen Fälle beschäftigten Polizei und Gerichte in Leipzig

Leipzig - Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende – und obwohl Corona wieder das fast allein beherrschende Thema war, gab es leider auch andere Tragödien, die sich im Raum Leipzig abspielten. TAG24 hat für Euch die aufsehenerregendsten Fälle des Jahres zusammengetragen.

Babyleiche in nordsächsischer Kleinstadt gefunden

In dieser Rewe-Einkaufstasche wurde der tote Säugling Ende März entdeckt.
In dieser Rewe-Einkaufstasche wurde der tote Säugling Ende März entdeckt.  © Polizeidirektion Leipzig

Einen grausamen Fund machten Passanten Ende März in der nordsächsischen Kleinstadt Mügeln. Verwesungsgeruch war aus einer in der Nähe einer Kleingartenanlage entsorgten Rewe-Einkaufstasche gedrungen – darin lag ein toter männlicher Säugling.

Im Zuge der Ermittlungen wurde eine Obduktion durchgeführt, die Kriminalpolizei ermittelte in alle Richtungen – ein Tötungsdelikt konnte nicht ausgeschlossen werden.

Rund sechs Monate später wurde der Fall wie aus dem Nichts abgeschlossen. Eine 26-jährige Frau konnte laut Polizei als die Mutter des Jungen identifiziert werden.

Leipzig: Leipziger Stasi-Museum mit rechtsextremen Codes beschmiert
Leipzig Crime Leipziger Stasi-Museum mit rechtsextremen Codes beschmiert

Zunächst wurde wegen des Verdachts auf Totschlag gegen sie ermittelt, doch schlussendlich habe man der Frau nicht nachweisen können, für den Tod ihres Babys verantwortlich zu sein. Deshalb wurde das Verfahren Ende September schließlich eingestellt.

Die Polizei hat keine weiteren Details zu den Ermittlungen veröffentlicht.

17-Jähriger erstochen – Richter entscheidet auf Notwehr

Sandy-Heiko H. (22, li.) hatte im Mai 2020 auf Cedric W. (†17) eingestochen – im vergangenen Juni wurde er freigesprochen. Laut dem Richter soll er aus Notwehr gehandelt haben.
Sandy-Heiko H. (22, li.) hatte im Mai 2020 auf Cedric W. (†17) eingestochen – im vergangenen Juni wurde er freigesprochen. Laut dem Richter soll er aus Notwehr gehandelt haben.  © Bildmontage/Ralf Seegers/privat

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Tod des Nachwuchs-Boxers Cedric W. (†17) aus Wurzen im Landkreis Leipzig für Fassungslosigkeit gesorgt. Weil er sich vom Lärm einer Gartenparty am Himmelfahrtstag gestört fühlte und er sich darüber beschwerte, kam es zum für ihn tödlichen Streit mit Sandy-Heiko H. (damals 21).

Dieser zog schließlich ein Messer und stach auf den Jugendlichen ein – Cedric überlebte den Angriff nicht.

Im Dezember vergangenen Jahres begann der Prozess gegen den mittlerweile 22-Jährigen, im vergangenen Juni fiel das für viele überraschende Urteil. Sandy-Heiko H. wurde vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen, der Richter entschied auf Notwehr – angeblich hatte der 17-Jährige die Feiernden angegriffen.

Leipzig: Immer wieder! Hitlergruß auf dem Balkon und "Sieg Heil"-Parolen in Leipzigs Straßen
Leipzig Crime Immer wieder! Hitlergruß auf dem Balkon und "Sieg Heil"-Parolen in Leipzigs Straßen

Lediglich wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz – er hatte in der Tatnacht auch eine Schreckschusspistole abgefeuert – wurde er belangt.

Eine Geldstrafe wurde jedoch mit der Untersuchungshaft verrechnet.

Hundehalter fühlte sich von Pekinese bedroht und griff mit einem Messer an

Thomas S. (34) wurde im Juni zu neun Jahren Haft verurteilt, nachdem er im November 2020 im Streit um einen nicht angeleinten Hund Maik R. (†52) mit einem Messer so schwer verletzt hatte, dass dieser starb.
Thomas S. (34) wurde im Juni zu neun Jahren Haft verurteilt, nachdem er im November 2020 im Streit um einen nicht angeleinten Hund Maik R. (†52) mit einem Messer so schwer verletzt hatte, dass dieser starb.  © Ralf Seegers

Ein härteres Urteil ereilte ebenfalls im Juni Thomas S. (34), nachdem er im November des Vorjahres dem 52-jährigen Familienvater Maik R. ein Messer in die Schläfe gerammt hatte – vor den Augen von dessen 16-jährigem Sohn. Der Mann erlag wenige Tage später seinen Verletzungen.

Grund für den Angriff war ein Streit um den nicht angeleinten Pekinesen des Opfers.

Bereits am Morgen des Tattages waren beide Hundehalter deswegen aneinander geraten – Thomas S. hatte sich offenbar von dem Hund seines Gegenübers bedroht gefühlt.

Als die Männer am Abend erneut aufeinander trafen, soll der Täter mit den Worten "Jetzt habe ich euch" auf den Vater und seinen Sohn zugestürmt sein und auf Maik R. eingestochen haben. Thomas S. hatte die Tat stets als Notwehr bezeichnet.

Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigte ihm eine spezielle Form der depressiven Störung, weshalb er als nur vermindert schuldfähig galt.

Das Gericht verurteilte Thomas S. zwar wegen Mordes zu einer Gefängnisstrafe – allerdings nur für neun Jahre.

28-jähriger Somalier ersticht Landsmann vor dem Leipziger Hauptbahnhof

Die Polizei war im August mehrere Tage im Bürgermeister-Müller-Park vor dem Leipziger Hauptbahnhof im Einsatz, nachdem ein Mann (†21) von einem anderen (28) erstochen worden war.
Die Polizei war im August mehrere Tage im Bürgermeister-Müller-Park vor dem Leipziger Hauptbahnhof im Einsatz, nachdem ein Mann (†21) von einem anderen (28) erstochen worden war.  © Silvio Bürger

Ebenfalls tödlich verlief im August eine Auseinandersetzung zwischen zwei Männern im Bereich des Leipziger Hauptbahnhofs. An einem Samstagabend war der Rettungsleitstelle eine verletzte Person in Bürgermeister-Müller-Park gemeldet worden.

Trotz sofortiger notärztlicher Versorgung starb der 21-jährige Mann aus Somalia im Krankenhaus. Er war von einem 28-jährigen Landsmann, der wenige Tage später von der Polizei geschnappt wurde, mit einem Messer schwer verletzt worden.

Gegen den Mann wurde wegen des Verdachts des Totschlags ermittelt, er wurde in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

Bereits ein Dreivierteljahr zuvor war am Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof ein Streit tödlich geendet. Zwei mutmaßliche Dealer gingen damals mit Messern aufeinander los – ein 29-jähriger Libyer starb, sein Kontrahent (25) aus Tunesien überlebte mit schweren Verletzungen.

Er wurde Anfang September wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt.

Er brauchte Geld, da tötete er seine Nachbarin

Ekkehart J. (31) tötete im September 2020 seine Nachbarin Sylvia G. (†61) aus Habgier, wurde ein Jahr später zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Raubmordes verurteilt.
Ekkehart J. (31) tötete im September 2020 seine Nachbarin Sylvia G. (†61) aus Habgier, wurde ein Jahr später zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Raubmordes verurteilt.  © Silvio Bürger

Nachdem Anfang Oktober 2020 die 61-jährige Sylvia G. tot in ihrer Wohnung in der Südvorstadt gefunden worden war, vergingen zwei Monate, bis ein Tatverdächtiger gefasst werden konnte – der Nachbar des Opfers, Ekkehart J. (31).

Im Juli begann schließlich der Prozess gegen den Mathematik-Studenten, der die Frau aufgrund seiner finanziellen Situation in ihrer Wohnung überfallen hatte – mit dem Ziel, schnell an Geld zu kommen.

Mit mehreren Messern soll er dabei auf ihren Kopf eingestochen haben – so lange, bis teilweise die Klingen abbrachen. Insgesamt 14 Einstiche fanden Rechtsmediziner später an Kopf und Hals ihrer Leiche.

Nach der Tat stahl er Bargeld und die EC-Karte seines Opfers und verschloss die Wohnungstür von außen. Die Leiche von Sylvia G. war erst zwölf Tage nach ihrem Tod gefunden worden.

Das Landgericht Leipzig verurteilte Ekkehart J. im September schließlich wegen Raubmordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

Eifersucht als Tatmotiv: Rentner erstickt Ehefrau mit Kissen

Dieter G. (83) muss für sieben Jahre ins Gefängnis – er hatte im Juni seine Ehefrau Frieda (†82) mit einem Kissen erstickt.
Dieter G. (83) muss für sieben Jahre ins Gefängnis – er hatte im Juni seine Ehefrau Frieda (†82) mit einem Kissen erstickt.  © Ralf Seegers

Das Landgericht Leipzig verhandelte im November außerdem einen Mord, der im Juni in Oschatz im Landkreis Nordsachsen geschah. Angeklagt war der 83-jährige Dieter G., der seine schlafende Ehefrau Frieda (†82) mit ein Kissen erstickt haben soll.

Der Rentner war offenbar so sehr von dem Gedanken getrieben, dass seine Frau ihn mit einem 53-jährigen Nachbarn betrügen würde, dass er keinen anderen Ausweg mehr sah.

Der Richter ging von einer verminderten Schuldfähigkeit des Mörders aus – zuvor hatte der Gerichtspsychiater dem Mann leichte kognitive sowie leichte wahnhafte Störungen attestiert.

Selbst seine als Nebenkläger auftretenden Töchter hatten Freispruch gefordert, doch das Gericht hatte schlussendlich keine Zweifel mehr an seiner Schuld.

Dieter G. wurde zwar wegen Mordes schuldig gesprochen, jedoch nicht zu lebenslanger Haft, sondern nur zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

Titelfoto: Bildmontage/Polizeidirektion Leipzig/Ralf Seegers/privat/Silvio Bürger

Mehr zum Thema Leipzig Crime: