Leipziger Rockerkrieg: Neues Video zeigt die Sekunden nach den tödlichen Schüssen
Leipzig - Die tödliche Schießerei unter Rockern auf der Leipziger Eisenbahnstraße - ein neu aufgetauchtes Augenzeugen-Video zeigt die ganze Dramatik kurz nach den Schüssen. Auf den am Dienstag zu Ende gegangenen Mord-Prozess gegen vier Hells Angels hatte es aber keinen Einfluss mehr.
Rund anderthalb Minuten ist das Handy-Video lang, das am Nachmittag des 25. Juni 2016 auf der Eisenbahnstraße von einem bislang unbekannten Augenzeugen aufgenommen wurde. Es zeigt die Situation kurz nach den sieben Schüssen, die der Hells Angels-Rocker Stefan S. (33) nach gerichtlicher Feststellung auf Mitglieder der United Tribuns abgefeuert hatte.
Zu sehen sind Streifenbeamte, darunter mehrere Frauen, die mit gezogener Dienstwaffe die auf dem Trottoir liegenden Hells Angels in Schach halten. Ein Polizist durchsucht derweil die Taschen der Rocker nach Waffen.
Ein anderer Polizeibeamter vertreibt mit Hand an der Waffe einen auf die Hells Angels zugehenden Mann. Ob es sich um einen Tribuns-Rocker oder einen Sympathisanten der Gang handelt, ist nicht zu erkennen.
Ein Mann im blauen Uniformhemd, es ist der später im Prozess als Zeuge vernommene Polizei-Außendienstleiter Mike Jacob (44), hat sich weiße Einweghandschuhe übergestreift und versucht, dem auf der Straße liegenden UT-Anwärter Veysel A. (27) zu helfen. Vergeblich, denn der von zwei Projektilen getroffene Kurde stirbt.
Von überall her sind anrasende Einsatzfahrzeuge mit Martinshorn zu hören. Bereitschaftspolizisten mit Gesichtsmasken und schwarzer Kampfmontur stürmen heran. Sie helfen ihren Kollegen, die zwar mehrheitlich Schutzwesten tragen, aber als erste Einsatzkräfte vor Ort für solche brisanten Lagen unzureichend ausgerüstet sind.
Wie schon das Tatvideo, das die tödliche Eskalation des Rockerkrieges zeigt und im Prozess als wichtiges Beweismittel diente, kursierte auch dieser Clip unter den United Tribuns und ihrem Umfeld. Das Video wurde vielfach via WhatsApp verbreitet. Eine Kopie fanden die Behörden unter anderem 2017 im Speicher eines bei einer Razzia gegen illegales Glücksspiel auf der Eisenbahnstraße beschlagnahmten Smartphones. Das Gerät soll dem früheren Anführer der Tribuns gehört haben.
Merkwürdig: Erst Ende letzter Woche hatte die Staatsanwaltschaft das Gericht von der Existenz des Videos unterrichtet und den Clip am allerletzten Prozesstag als neues Beweismittel in das Verfahren eingebracht. Einen Einfluss auf den Prozessausgang hatte es allerdings nicht mehr. Es verdeutlichte allen Beteiligten und Beobachtern nur noch einmal die Brisanz des verhängnisvollen Nachmittages im Juni 2016.