V-Mann verrät Racheplan: Flammt der Rockerkrieg wieder auf?
Leipzig - Flammt der Leipziger Rockerkrieg wieder auf? Das Landeskriminalamt (LKA) hat Erkenntnisse, wonach sich ehemalige Mitglieder der United Tribuns scharfe Waffen besorgen, um Rache an den derzeit wegen Mordes angeklagten Hells Angels zu nehmen. Am Dienstag gab es eine Großrazzia.
Kurz vor sechs Uhr Morgens flogen in Leipzig und Taucha an den Wohnungen von vier Rockern sowie in einem Autohandel die Türen auf. SEK-Trupps aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg stürmten in die Behausungen. Razzia!
"Die vier Männer stehen im Verdacht, sich halbautomatische Kurzwaffen besorgt zu haben", erklärte Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz. Einer der Beschuldigten war Gründungsvater und später Vize-Präsident des ehemaligen Leipziger Tribuns-Chapter. Soreen O. (34), Szenename "Sairen der Perser", erlitt bei der Schießerei mit den Hells Angels im Juni 2016 auf der Eisenbahnstraße einen Bauchschuss. Den überlebte er nur knapp.
Wie TAG24 aus Ermittlerkreisen erfuhr, schlug ein V-Mann des LKA jetzt Alarm und berichtete, dass der Iraner auf Rache sinnen würde und den als Schützen angeklagten Hells Angel Stefan S. (33) im Gericht erschießen wolle. Angeblich solle sich der Kampfsportler bereits scharfe Waffen besorgt haben. Drei ehemalige Tribuns-Supporter, zwei Iraner und ein iranischstämmiger Deutscher, sollen ihn dabei unterstützt haben.
"Wir mussten schnell reagieren, um denen zu zeigen, dass solche Dinge hierzulande nicht untereinander geregelt werden, sondern der Staat das Gewaltmonopol hat", erzählt ein erfahrener Ermittler. So wurde die Razzia relativ kurzfristig organisiert.
Gefunden haben die Beamten die halbautomatischen Waffen am Dienstag allerdings nicht. Sie beschlagnahmten lediglich eine unbrauchbare Pistole, Patronenhülsen und jede Menge Ampullen mit dem Sexualhormon Testosteron. Soreen O. und seine Mitstreiter blieben daher auf freiem Fuß.
Bereits im vergangenen Jahr war ein vermeintliches Mordkomplott gegen die Hells Angels aufgeflogen. Auch hier hatte ein V-Mann des LKA berichtet, dass die kurdische Familie des 2016 auf der Eisenbahnstraße erschossenen Tribuns-Anwärter Veysel A. (27) plane, den mutmaßlichen Todesschützen Stefan S. im Gericht zu ermorden (TAG24 berichtete).
Auch abgehörte Telefonate erhärteten den Verdacht des Blutrache-Plans. Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Clan-Mitglieder wegen Verabredung zum Mord.
Der Leipziger Rockerprozess ist bis zum 20. Mai unterbrochen. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen noch einmal erhöht werden.