"In der Uniform steckt auch ein Mensch": Hass der Corona-Kritiker macht Polizei zu schaffen
Leipzig - Durch die zunehmende Anzahl von Demonstrationen gegen die sächsischen Corona-Maßnahmen hat die Polizei einiges zu tun. Wie ist das für die Beamten, von den Leuten beschimpft zu werden, die sie eigentlich schützen sollen? "Kripo Live" hat einen Einsatz der Leipziger Bereitschaftspolizei begleitet.
Das MDR-Fernsehteam war live dabei, als das Team von Polizeioberkommissar Robert Conrad zum Einsatz am 17. Januar 2022 in die Leipziger Innenstadt ausrückte. Wie an vielen Montagen zuvor waren via Telegram unangemeldete Demonstrationen von Corona-Maßnahmen-Kritikern geplant worden.
An jenem Tag sammelten sich knapp 6500 Demonstrierende in und um Leipzig, knapp 540 Polizeibeamte waren im Einsatz. Die Arbeit vor Ort sei nicht immer einfach, wie der Einsatzleiter gegenüber "Kripo Live" verriet.
"Wenn uns gesagt wird, dass die Menschen das Vertrauen in uns verloren haben, dann macht mich das traurig. Schließlich sind wir ja dieselbe Polizei, die bei einem anderen Auftrag unter Blaulicht zum Unfallort eilt, um die Verletzten zu retten", schilderte Robert Conrad die Perspektive der Einsatzkräfte.
Radikalisierung im Netz: "Staat muss wehrhaft bleiben!"
Der Hass, der sich seitens der Corona-Demonstranten gegen die Polizei richtet, ist auch auf höherer Ebene bekannt.
"Bei vielen merkt man, dass der Geduldsfaden bis zum Zerreißen gespannt ist. Allzu oft äußert sich dieser Unmut auch in Hass bis hin zu Gewalt, die sich auch explizit gegen die Polizei richtet", erklärte Pascal Ziehm, Pressesprecher des Innenministeriums Sachsen.
Die Beamten würden als direkte Vertreter des Staates wahrgenommen - dabei werde aber völlig außer Acht gelassen, dass in der Uniform auch ein Mensch stecke, so der Sprecher. Vor allem in den sozialen Medien sei eine Radikalisierung zu beobachten. "Die Frage ist: Wann werden aus Gedanken Worte und aus Worten Taten? Das muss man genau im Blick behalten und da muss der Staat auch wehrhaft bleiben", machte Pascal Ziehm klar.
Der Abend des 17. Januar blieb für Oberkommissar Robert Conrad weitestgehend friedlich. Immer wieder gab es kleine Ansammlungen von Corona-Demonstrierenden in der Innenstadt, es kam auch zum Zusammentreffen mit Gegendemonstranten, die jedoch ohne Gewalt verliefen - wohl auch, weil die Einsatzkräfte der Polizei vor Ort waren.
Titelfoto: privat