Erschossener Jesse: Richter erlässt Haftbefehl gegen dessen Kumpel (20)
Leipzig - Im Fall des erschossenen Jesse L. (†19) hat ein Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen den bislang einzigen Verdächtigen erlassen. Es ist ein Kumpel des Opfers.
Noch am Dienstagabend sei der 20-Jährige dem Haftrichter vorgeführt worden, sagte Staatsanwalt Andreas Ricken am heutigen Mittwochmorgen gegenüber TAG24. Der habe Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.
Im Unterschied zum Mord beschreibt der Totschlag eine vorsätzliche Tötung ohne Mordmerkmale wie Heimtücke, niederer Beweggrund oder Verdeckungsabsicht.
Zu weiteren Hintergründen wollte sich Ricken vorerst nicht äußern. Aus Behördenkreisen war aber zu erfahren, dass die Ermittler von einem Drogen-Hintergrund ausgehen. Demnach soll es Hinweise geben, dass Täter und Opfer in den Handel von Drogen verwickelt waren.
Die Tatwaffe soll bei dem Verdächtigen gefunden worden sein. Dieser habe die Ermittler selbst zum Leichenfundort geführt, hieß es.
Offenbar geht die Mordkommission auch davon aus, dass Jesse auf dem Feld bei Schkeuditz erschossen und nicht nur die Leiche dort abgelegt wurde.
Hinweise deuten auf mindestens einen weiteren Tatverdächtigen hin
Stundenlang suchten Kriminalisten am Dienstag das Areal mit Metalldetektoren nach Patronenhülsen und Projektilen ab. Stellenweise wurde sogar das Erdreich abgetragen und zur Beweissicherung in Tüten abtransportiert.
Dennoch stehen die Ermittlungen noch ganz am Anfang, wie Staatsanwalt Ricken erklärte. Denn es gibt Hinweise auf mindestens einen weiteren Tatverdächtigen, der an dem Drogengeschäft beteiligt gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft kündigte für den Nachmittag einen Zeugenaufruf an.
Unterdessen untersucht die Mordkommission zur Stunde erneut die Wohnung von Jesse L. Vor dem Haus in Probstheida haben seine Freunde zum Andenken Kerzen und Bilder aufgestellt.
Vor Ort war zu erfahren, dass sich der Tatverdächtige und das Opfer nicht nur kannten, sondern befreundet waren.
Titelfoto: Ralf Seegers (2)