Erschossener Jesse (†19): Ist dieser Pianist der Killer?
Leipzig - Der gewaltsame Tod des am Montag erschossen auf einem Feld bei Schkeuditz gefundenen Jesse L. (19) - die Spuren führen ins Drogenmilieu. Noch am Dienstagabend erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen Jesses Kumpel Max D. (20). Bei ihm soll auch die Pistole gefunden worden sein.
Gegen den Verdächtigen sei Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden, erklärte Staatsanwalt Andreas Ricken. Zu Details der Tat wollte er sich ebenso wenig äußern wie zum Motiv.
Wie TAG24 erfuhr, soll Max D. nach intensiver Ermittlungsarbeit die Beamten letztlich selbst zum Leichenfundort geführt haben. Bei ihm soll auch die Tatwaffe sichergestellt worden sein.
Wer ist dieser Max D., der recht schnell ins Visier der Ermittler geriet?
Ein Spross aus gutbürgerlichem Hause - der Vater Zahnarzt, die Mutter promovierte Pädagogin. Ein guter Schüler sei Max gewesen und ein begnadeter Pianist, heißt es aus seinem Umfeld.
Doch es gab Brüche in seinem jungen Leben. Der frühe Tod seines Vaters habe ihn aus der Bahn geworfen, erzählt eine Bekannte. In der Schule ging es bergab, zum Klavierunterricht kam er nicht mehr. Zuletzt jobbte Max in Leipziger Dönerläden.
Warum musste Jesse L. sterben?
Hier kam der junge Mann offenbar in Kontakt mit der Drogenszene. Die Kripo geht Hinweisen nach, wonach Max D. selbst mit Drogen gehandelt oder Kurierdienste für Dealer übernommen haben soll. Offenbar geriet auch das spätere Opfer Jesse L. in diesen Strudel.
Ob die jungen Männer an jenem 11. Januar - dem Tag, an dem Jesse verschwand - ein Drogengeschäft abwickelten, ob dabei etwas schiefging und warum der Logistik-Azubi sterben musste, ist den Ermittlern noch völlig unklar.
Dass Max D. vom feinfühligen Pianisten zu einem brutalen Killer geworden sein soll, halten sämtliche Freunde und Bekannte, mit denen TAG24 sprach, für "ausgeschlossen".
Sie vermuten, dass Max aus Angst um sein eigenes Leben den wahren Mörder deckt.
Ob es weitere Verdächtige gibt - dazu wollten sich Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch nicht äußern.
Doch die Ermittlungen wurden trotz des Haftbefehls gegen D. noch einmal intensiviert. Unter anderem suchten Kriminalisten in Jesses Wohnung akribisch nach DNA-Spuren und Fingerabdrücken.
Titelfoto: Montage: Ralf Seegers + privat