Ehepaar wollte Lexika verkaufen: "Hübscher Mann" zockt Tausende Euro ab
Grimma - Bei "Kripo live" erzählen Eheleute aus dem Landkreis Leipzig von der dreisten Betrugsmasche, die sie Ende des vergangenen Jahres 7000 Euro kostete.
In der Sendung wollen sie anonym bleiben, äußern sich nur verpixelt und mit verzerrter Stimme, während sie sich an den schicksalhaften 12. Oktober 2022 zurückerinnern.
Plötzlich klingelte ein fremder Mann, der sich als Herr Gänsel vorstellte, an ihrer Tür und wollte angeblich wertvolle Büchersammlungen ankaufen. "Er war ein sehr hübscher Mann, sehr freundlich und redegewandt", wissen die Eheleute noch. "Er war wirklich in jeder Hinsicht sehr angenehm."
Anfangs seien die beiden äußerst abweisend und misstrauisch gewesen, immerhin höre man immer wieder von ähnlichen Betrugsmaschen, die meistens zum Verlust von viel Geld führten.
"Herr Gänsel" versicherte ihnen, für eine seriöse Firma zu arbeiten und keine versteckten Kosten in der Hinterhand zu haben. Mit Worten wie "Ich weiß, dass da viele schwarze Schafe rumlaufen, gut, dass Sie vorsichtig sind" erschlich er sich schließlich ihr Vertrauen und wurde in die Wohnung gelassen.
Dort zeigte er sich begeistert von den Lexika des Ehepaars und erzählte sofort von einer schwerreichen Kundin, die angeblich Interesse hätte. Er argumentierte mit der aktuellen Inflation und machte ihnen die "Geldanlage" somit immer schmackhafter - bis sie endlich zustimmten, die "Interessentin" kennenzulernen. Ein großer Fehler, wie sich herausstellen sollte ...
Polizei warnt vor Betrügern: Lasst Fremde niemals in Eure Wohnung!
Tatsächlich erschien der Vertreter nur wenige Tage später mit einer älteren Frau beim Ehepaar, die die Lexika tatsächlich für stolze 55.000 Euro kaufen wolle.
Der Haken: Um den Deal abzusichern, müssten die beiden zuerst 7000 Euro anzahlen. Das Paar zeigte sich zunächst empört, wurde aber sofort von "Herr Gänsel" beschwichtigt: So bot er ihnen sogar das Hinzuziehen eines Notars an, was seiner Erfahrung nach aber "sehr teuer" werden würde.
Eine Woche später, am 1. November, wollte der Vertreter dann mit den Verträgen und für die Abholung der Bücher wiederkehren - wozu es natürlich nie kam. Die Eheleute hörten nie wieder von ihm und erkannten, dass sie einem Betrüger zum Opfer gefallen waren.
Auch die Leipziger Polizeisprecherin Josephine Heilmann kam im Beitrag zu Wort und appellierte an die Bevölkerung: Niemals sollte man den Fehler begehen, Vertreter in seine Wohnung zu lassen. Betrüger seien gut in Argumentation und Kommunikation geschult, sodass sie ihre Opfer früher oder später einlullen würden.
Vor der Unterzeichnung von Verträgen oder Geldübergaben solle man sich immer die Meinung Dritter einholen, etwa von Verwandten oder Freunden. Und im Zweifelsfall solle man sich an die Polizei wenden.
Die komplette "Kripo live"-Episode vom Sonntagabend seht Ihr in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: Montage 123rf/leitnerr ; 123rf/nx123nx