Anklage wegen Abrechnungsbetruges: Ärzte-Netzwerk soll sich Millionen erschwindelt haben

Leipzig - Es ist mutmaßlich einer der größten Skandale im sächsischen Gesundheitswesen: Mehrere Ärzte im Leipziger Umland sollen sich mit gefälschten Abrechnungen Millionen Euro erschwindelt haben. Nach mehr als fünfjährigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft jetzt Betrugs-Anklage gegen drei führende Mediziner eines Versorgungsverbundes erhoben.

Polizeifahrzeuge stehen vor einem Ärzte-Anwesen im Leipziger Umland - sichergestellt wurden Akten und Datenträger.
Polizeifahrzeuge stehen vor einem Ärzte-Anwesen im Leipziger Umland - sichergestellt wurden Akten und Datenträger.  © Ralf Seegers

Es war eine Riesen-Razzia: Am Morgen des 13. November 2019 stürmten 160 Polizisten in 18 Arztpraxen und Wohnungen von Medizinern im Leipziger Umland. Koordiniert wurde die Aktion von vier Staatsanwälten.

Ermittelt wurde damals gegen acht aktive und pensionierte Ärzte wegen des Verdachts der betrügerischen Falschabrechnung gegenüber gesetzlichen Krankenkassen.

Knapp fünf Jahre später ist die Auswertung der damals beschlagnahmten Akten und Datenträger abgeschlossen, hat die Staatsanwaltschaft genügend Beweise für einen Prozess zusammen. Wie die Behörde gestern mitteilte, wurde gegen zwei Fachärzte (80, 54) und eine Fachärztin (52) Anklage wegen Betruges in 26 Fällen beziehungsweise Beihilfe zu diesen Taten erhoben.

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Bei den Verdächtigen handelt es sich um führende Köpfe eines auf Krebsbehandlungen spezialisierten Medizinischen Versorgungszentrums.

Die Leipziger Oberstaatsanwältin Silke Kühlborn jagt als Chefermittlerin seit Jahren Abrechnungsbetrüger unter Ärzten und Pflegediensten.
Die Leipziger Oberstaatsanwältin Silke Kühlborn jagt als Chefermittlerin seit Jahren Abrechnungsbetrüger unter Ärzten und Pflegediensten.  © Alexander Bischoff

Luftrechnungen und ergaunerte Fördermittel

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, in den Jahren 2015 bis 2019 die Kassenärztliche Vereinigung bei der Abrechnung ärztlicher Leistungen in großem Umfang getäuscht und für die Beschäftigung von Assistenzärzten zu Unrecht Fördermittel kassiert zu haben.

Unter anderem sollen ärztliche Behandlungen unrechtmäßig auf Abwesende abgerechnet und Weiterbildungsassistenten regelwidrig eingesetzt worden sein. Laut Anklage beläuft sich der Gesamtschaden auf rund vier Millionen Euro.

Gegen weitere damals Verdächtige - darunter ehemalige Vertragsärzte, die ihre Abrechnungsnummern für den Schwindel zur Verfügung gestellt haben sollen - wurden die Verfahren teils gegen Auflagen eingestellt.

Titelfoto: Ralf Seegers

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