Anti-Weihnachten und Biographie mit 25: So tickt unsere "Miss Sachsen 2021"

Leipzig - Kurz vor Weihnachten wurde die Leipzigerin Sophie Jones (25) mit einer ungewöhnlichen Überraschung beschert: Aus allen Bewerberinnen des Freistaats wurde sie zur "Miss Sachsen 2021" gewählt und steht nun im Finale zur "Miss Germany". Was jetzt alles auf die 25-Jährige zukommt, wie sie Weihnachten verbracht hat und worüber sie ein Buch geschrieben hat, erzählte sie im TAG24-Interview.

Nicht nur äußerlich schön: Sophie will mit ihrem Titel für ihre Vergangenheit bei den Zeugen Jehovas sensibilisieren.
Nicht nur äußerlich schön: Sophie will mit ihrem Titel für ihre Vergangenheit bei den Zeugen Jehovas sensibilisieren.  © Bildmontage: Sophie Jones

Hallo Sophie, herzlichen Glückwunsch zu deinem Titel. Wie hast du dich gefühlt, als du erfahren hast, dass du die neue Miss Sachsen bist?

Sophie Jones: Normalerweise werden die Gewinnerinnen bei einem Besuch mit ihrer Schärpe überrascht. Das war wegen Corona leider nicht möglich, aber ich hab einen Facetime-Anruf bekommen, in dem mir das verkündet wurde. Ich hab mich - natürlich - gefreut (lacht).

Warum denkst Du ist die Wahl in diesem Jahr genau auf dich gefallen?

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Sophie Jones: Seit zwei Jahren hat die "Miss Germany"-Wahl ein neues Konzept: Statt Äußerlichkeiten wird nun vor allem die Persönlichkeit der Bewerberinnen in den Fokus gerückt. Zum Beispiel waren dieses Jahr unter den Bewerberinnen eine Frau, die gerade den Brustkrebs besiegt hat und eine Trans-Frau. Also die hatten alle was auf dem Kasten, alle eine Geschichte zu erzählen. Persönlichkeit hab ich auch mehr als genug (lacht) und durch meine Vergangenheit bei den Zeugen Jehovas habe ich auch eine wichtige Message, die ich vermitteln will. Ich denke, das hat die Jury überzeugt.

"Krasses Thema!" Sophie Jones will weiter über Zeugen Jehovas berichten

Die Leipzigerin liebt das Reisen - kann sich aber während des Lockdowns auch sehr gut alleine beschäftigen.
Die Leipzigerin liebt das Reisen - kann sich aber während des Lockdowns auch sehr gut alleine beschäftigen.  © Sophie Jones

Wie kamst du überhaupt darauf, dich bei "Miss Germany" zu bewerben?

Sophie Jones: Ich hab mich vor rund zweieinhalb Jahren als ehemalige Zeugin Jehovas "geoutet", indem ich ein Video auf YouTube darüber hochgeladen habe. Damals war das eher nur für mich und ich hatte gar nicht begriffen, was das eigentlich für ein krasses Thema ist. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch noch nicht so viele "Erfahrungsberichte" zu dem Thema und mir wurde klar, dass da viel mehr drüber geredet werden muss.

Außerdem kam mir der Gedanke, dass man eigentlich nur auf das Thema "Zeugen Jehovas" kommt, wenn man danach googelt - das ist aber nicht unbedingt ein Thema, zu dem man einfach so mal recherchiert. Deswegen hab ich mir überlegt, wie ich eine breitere Masse ansprechen könnte und kam auf die Miss-Wahl.

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Ich würde mir wünschen, dass zum Beispiel junge Frauen, die in der gleichen Lage wie ich damals sind, so auf meine Geschichte stoßen und sich ermutigen lassen, eigene Entscheidungen zu treffen.

Wie lief das Bewerbungsverfahren dann ab?

Sophie Jones: Ich hab meine Bewerbung im Oktober 2019 abgegeben und dann irgendwie sogar vergessen gehabt. August 2020 kam dann die Benachrichtigung, dass ich es bei rund 15.000 Bewerbern unter die Top 10 aus Sachsen geschafft habe, das kam sehr überraschend. Über ein Voting wurden dann die Top 5 entschieden und schließlich hat sich eine Jury unter den beiden Finalistinnen für mich entschieden.

Was kommen denn jetzt für Termine und Pflichten auf dich als "Miss Sachsen" zu?

Sophie Jones: Wegen Corona ist da aktuell leider noch nicht sehr viel geplant. Fest steht aber das Miss-Germany-Personality-Camp mit den anderen 15 Bundesland-Siegerinnen. Dort werden wir gecoacht und auf das Finale vorbereitet, welches dann am 27. Februar in der Europa-Park Arena in Rust bei Freiburg stattfindet.

Außer der Miss-Wahl steht für dich 2021 noch ein weiteres spannendes Ereignis auf dem Programm: Die Veröffentlichung deines ersten eigenen Buches. Kannst du uns dazu etwas erzählen?

Sophie Jones: Genau, mein Buch ist bereits fertig geschrieben und wird im März 2021 erscheinen. Dabei handelt es sich um meine Autobiographie und diese erzählt von meiner Kindheit bei den Zeugen Jehovas bis hin zu meinem Ausstieg mit 18 Jahren. Ich wollte mit dem Buch dem Leser das Gefühl geben, direkt in meiner Haut zu stecken und sich zum Beispiel in Kinder einfühlen zu können, die ebenfalls so geprägt wurden wie ich.

Das Schreiben an sich war nicht das Problem, es war schon immer ein Lebenstraum von mir, ein Buch zu schreiben. Ich musste allerdings auch viel in meiner Vergangenheit rumwühlen und das war an manchen Stellen alles andere als angenehm für mich.

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Was würden deine Eltern sagen, wenn sie dieses Buch zu lesen bekommen? Spielen deine Mutter und Vater überhaupt noch eine Rolle in deinem Leben?

Sophie Jones: Mein Vater ist ebenfalls bereits von den Zeugen Jehovas ausgeschlossen worden. Zu ihm hatte ich zunächst keinen Kontakt mehr, mittlerweile haben wir aber wieder ein gutes Verhältnis. Zu meiner Mutter besteht gar kein Kontakt. Ich denke aber nicht, dass sie das Buch lesen würde - Mitglieder der Sekte dürfen keine Literatur von Aussteigern lesen.

Wie hast du Weihnachten verbracht?

Sophie Jones: Da die Zeugen Jehovas kein Weihnachten feiern, hat das Fest in meinem Leben bislang noch nie eine Rolle gespielt. Ich hab meine Wohnung nicht geschmückt und auch sonst nichts vorbereitet. Ich hab mein eigenes "Anti-Weihnachten", also einfach einen schönen Abend mit Freunden verbracht.

Wie beschäftigst du dich während des Lockdowns?

Sophie Jones: Mir ist eigentlich nie langweilig. Ich schreibe gerade an meiner Bachelorarbeit und hatte ja noch das Buch, das fertiggestellt werden muss. Jetzt kommt die Miss-Wahl dazu und ich bin ja auch weiterhin in der Aufklärungsarbeit tätig, spreche mit Aussteigern und so weiter. Vor Corona hab ich noch sehr viel Sport gemacht, aber das Pensum würde ich aktuell gar nicht mehr schaffen, weil ich ziemlich viele Projekte auf dem Tisch habe.

Was würdest du jedem raten, der gerade mit dem Lockdown und mit der eigenen Stimmung zu kämpfen hat?

Sophie Jones: Ich denke wir müssen erkennen, dass aktuell jeder für sich und sein Glück selbst verantwortlich ist. Wenn man nur meckert und jammert, rückt man eher die negativen Dinge in den Fokus. Man kann aber an den Umständen aktuell nichts ändern, also die ganze Negativität bringt nichts und drückt nur das Allgemeinbefinden, nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei seinen Mitmenschen. Besser ist, wenn man die aktuelle Situation einfach als Chance sieht und sich zum Beispiel intensiv mit sich selbst beschäftigt.

Vielen Dank für das Interview, liebe Sophie, und alles Gute für die bevorstehende Wahl im Februar!

Titelfoto: Bildmontage: Sophie Jones

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