Als zwei zerstückelte Leichen im Badesee gefunden wurden: "Ohne Kopf und ohne Beine"

Leipzig - Zerstückelte Leichen in einem Badesee, ein blutverschmiertes Zimmer mit umgestellten Möbeln und eine Wohnung voller Fliegen: In der dritten Folge des neuen Podcasts "Entlarvende Spuren" sprechen Insektenforscher Marcus Schwarz (36) und Wissenschaftsjournalistin Nina Himmer (37) über einen Doppelmord, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.

In der dritten Folge des Podcasts "Entlarvende Spuren" spricht der Leipziger Insektenforscher Marcus Schwarz (36) über einen grausigen Doppelmord.
In der dritten Folge des Podcasts "Entlarvende Spuren" spricht der Leipziger Insektenforscher Marcus Schwarz (36) über einen grausigen Doppelmord.  © Montage: Sebastian Willnow/dpa; Instagram/marcus.schwarz.forensik

Es ist ein Sommermorgen im Juli 2016, ein Anwohner zieht im Naturbad "Bagger" im Leipziger Stadtteil Thekla seine Bahnen - und macht dabei eine grausige Entdeckung: Ein weiblicher Torso schwimmt im Wasser. "Ohne Kopf und ohne Beine, die Arme waren noch dran", beschreibt der forensische Entomologe den Zustand der Leiche.

Und es sollte nicht bei einem Torso bleiben - ein gleichermaßen zertrennter männlicher Oberkörper wurde ebenfalls auf dem Gewässer treibend gefunden.

"Über Fingerabdrücke, die noch gut abzunehmen waren, gab es dann gleich einen Treffer im System", erinnert sich der Insektenkundler an die Identifizierung. "Es handelte sich um ein Ehepaar tunesischer Herkunft."

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Die Ermittler fuhren dann zur Wohnung der Toten - und dort roch es auffällig, so Schwarz: "Ein sehr markanter Duft von 'frisch geputzt'." Und noch etwas fiel ihm auf: "Als ich ins Wohnzimmer kam, sah das irgendwie komisch aus", denn: "Die Möbel standen alle an ganz komischen Stellen."

Außerdem war noch Fleisch auf dem Herd - riechend, aber ohne Insekten. "Dann habe ich mir die Wohnungstür angeguckt und die schloss wirklich mit so einem Dichtungsgummi - sehr, sehr dicht", stellte der Leipziger Forscher fest.

"Die ganze Wohnung war plötzlich voller Schmeißfliegen"

Im Badesee "Bagger" im Leipziger Stadtteil Thekla wurden im Juli 2016 zwei Torsi gefunden.
Im Badesee "Bagger" im Leipziger Stadtteil Thekla wurden im Juli 2016 zwei Torsi gefunden.  © Sebastian Willnow/dpa

Das sah bei den Nachbarn zwei Etagen tiefer allerdings anders aus. Die dort wohnende Frau habe dem Wissenschaftler berichtet: "Drei oder vier Tage vorher saß sie mit ihrem Ehemann am Tisch und wollte mittagessen und auf einmal summte es und eine kleine goldene Fliege landete auf ihrem Teller."

Das Tier habe sie kurzerhand plattgemacht, doch schon seien zwei neue Fliegen aufgetaucht. "Und als sie den Vorhang rüberzog, um das Fenster zu schließen, summte es einmal ganz laut, weil sich über das Fenster schon ganz viele Fliegen nach innen bewegt hatten, aber nicht fliegend, sondern nur erst mal reingekrabbelt, und als sie den Vorhang zur Seite zog, flogen die alle los. Die ganze Wohnung war also plötzlich voller goldglänzender Schmeißfliegen."

Die Erklärung für dieses Albtraum-Szenario: "Der Leichengeruch, der trotzdem aus dieser Wohnung kam, der macht ja an diesen Türgummis keinen Halt, sondern der zieht sich ganz langsam, wenn alle Fenster geschlossen sind, über einen Luftstrom, der für uns Menschen überhaupt nicht wahrnehmbar ist, auch die Gerüche nicht, durchs Treppenhaus und irgendwo gibts den ersten Berührungspunkt zur Außenwelt."

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Zwar habe das Ehepaar die kleinen Tiere durch Insektenspray, Deo und Haarspray erledigt, dann weggesaugt und somit keine Spuren hinterlassen, doch: "Für uns war es eben schon der Hinweis: Aha, da oben ist was passiert", so Schwarz.

Ein Koffer mit Maden

Faouzi A. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Faouzi A. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.  © Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa

Für den nächsten Horror-Moment in diesem Fall sorgte eine Luminol-Analyse, die ein Leuchten von Blutresten bewirkt. "An der Wand, wo der Fliesentisch stand, waren riesengroße Flächen blutverschmiert", erzählt der 36-Jährige. Die seien zwar verwischt und es sei auch neu gestrichen worden, aber: "Dort sah es wirklich aus, als hätte man zwei Rotweinflaschen gegen die Wand geworfen." Damit war also der Grund für die verschobenen Möbel klar - und der Tatort gefunden.

Ein weiteres Grusel-Puzzleteil: ein in einer Hecke am Badesee entdeckter Reisekoffer - mit Fliegenmaden. "Auf diesen großen Koffer schlug ein Leichenspürhund richtig fanatisch an", weiß Schwarz. "Jetzt war natürlich die Frage: Sind damit die Leichenteile transportiert worden?"

Und tatsächlich: Am Koffer konnte DNA des Ehepaars und des Verdächtigen festgestellt werden. "Es kam dann raus, dass der Täter im Berufsverkehr mit diesem Rollkoffer die Leichen zum See transportiert hat", so der Insekten-Experte. Und zwar dreimal.

"Es war dann letztlich so, das haben dann die Mediziner herausbekommen, der hat in der Wohnung gewartet, weil der bei denen auch gewohnt hat, mit einem Hammer", berichtet Schwarz. Es habe Streit um Geld gegeben. "Als der Mann in die Wohnung kam, hat er den direkt niedergeschlagen, hat die Frau dann noch reingezerrt und hat auch die mit Hammerschlägen getötet."

Der Mörder wurde schließlich zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

Die ganze Folge könnt Ihr bei Podimo hören. In der kommenden Episode wird es ebenfalls um einen Torso gehen - dieses Mal aus dem Leipziger Elsterflutbecken.

Titelfoto: Montage: Sebastian Willnow/dpa; Instagram/marcus.schwarz.forensik

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