Alles noch viel schlimmer? Sicherheitslücken und Chaos im Fahrrad-Register der Polizei
Leipzig - Bei der Zentralen Bearbeitungsstelle Fahrradkriminalität (ZentraB) der Leipziger Polizei hat es mehr Unzulänglichkeiten und Sicherheitsprobleme gegeben, als bisher bekannt ist. So konnte man offenbar registrierte Fahrräder problemlos aus dem Datenbestand verschwinden lassen.
Mehr als 150. 000 Fahrräder wurden nach Angaben der Polizei seit 2009 in Leipzig registriert. Doch längst nicht alle fanden auch tatsächlich den Weg in die behördliche Datenbank ISFASS (Informationssystem zu Fahrradhaltern und Asservaten).
Bei einer internen Inventur in der inzwischen aufgelösten ZentraB stießen die Prüfer auf Hunderte überwiegend vom städtischen Bürgerdienst LE und von Fachhändlern erstellte Fahrrad-Registrierbögen, die nicht ins Datensystem eingepflegt wurden.
Die Polizei Leipzig spricht auf TAG24-Anfrage von "Rückständen bei der Datenerfassung", die "personellen Engpässen" geschuldet seien. Die Rückstände seien inzwischen nahezu aufgearbeitet worden, so Behörden-Sprecherin Silvaine Reiche.
IT-Experte bemängelt Sicherheitsrisiko in Datenbank der Polizei
Doch offenbar gab es nicht nur bei der Registrierung massive Probleme, sondern auch beim Datenbank-Management.
So meldete Daniel Obst (37) im Mai 2019 den Verkauf seines registrierten Fahrrades per E-Mail an die ZentraB. Bereits am nächsten Tag bekam er von dort eine Mail zurück, wonach das Fahrrad aus der Datenbank gelöscht worden sei.
"Mich wunderte, dass weder meine Identität noch die Besitzverhältnisse geprüft wurden - es reichte die Angabe der Rahmennummer und der auf dem Aufkleber befindlichen Registriernummer“, erzählt der IT-Experte. Seine Mail-Adresse war zudem neu und folglich nicht im ISFASS registriert.
Obst wies die Behörde hernach mehrfach auf das Sicherheitsrisiko hin und fragte, wie die Polizei denn gewährleisten könne, dass nur die tatsächlichen Besitzer ihre Räder aus der Datenbank abmelden.
Man habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass bekannt sei, dass das System angreifbar ist, berichtet Obst konsterniert.
Titelfoto: Rainer Jensen /dpa